Apothekenverband beklagt Lieferengpässe bei Medikamenten
Deutschlands Apotheken fehlt die Versorgung mit rund 300 Medikamenten.
Berlin. – Mit Beginn der Corona-Pandemie nahm das Angebot an Wirkstoffen aus Fernost merklich ab. Mit der sich verschärfenden Energiekrise und den steigenden Lebenshaltungskosten wird der Ankauf weiter erschwert. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte führt eine ständige Liste von Medikamenten mit Lieferproblemen. Derzeit sind es rund 300 Produkte, die von diesen Problemen betroffen sind, vor fünf Jahren war es weniger als die Hälfte.
Gerade Produkte im Bereich Antibiotika, HIV-Mittel und Mittel zur Behandlung von Schlaganfällen sind rar. Teils war auch das Haushaltsmittel Ibuprofen nicht mehr erhältlich. Auch Kinderarznei ist betroffen, so waren Fiebersäfte in den vergangenen Monaten Mangelware. Das Bundesamt besteht auf die Bezeichnung „Lieferengpass“, da es sich nur um eine temporäre und zeitlich begrenzte Nicht-Verfügbarkeit handelt.
Hamsterkäufe und Eigenproduktion
In den letzten Jahrzehnten wurde die Medikamentenproduktion in Europa stark reduziert. Etwa für Fiebersäfte gibt es in Europa noch einen verbleibenden Produzenten, der jedoch die Nachfrage nicht decken kann. Die mehrfach gestörten Lieferketten seit der Pandemie treffen mit einiger Verzögerung erstmals auch großflächig den europäischen Markt. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Hans Peter Hubmann, fordert: „Die Wirkstoffproduktion muss wieder in Europa stattfinden. Die Politik müsse nun dringend die Voraussetzungen schaffen. Das ginge allerdings nicht von heute auf morgen. Fünf bis zehn Jahre dauere es mindestens, solche Strukturen aufzubauen“.
Bis zur Wiederherstellung geordneter Verhältnisse sollen sich Kunden von Ärzten und Apothekern über Alternativpräparate beraten lassen, bestenfalls aus europäischer Produktion. Auch sollte darauf geachtet werden, die Hausapotheke regelmäßig zu kontrollieren und aufzufrischen, um kurzfristige Ausfälle zu überbrücken.