Behördenvertreterin bestätigt: Debanking als effektive Waffe gegen unerwünschte Medien
Kritische Stimmen werden immer häufiger Opfer von Debanking. Nun hat eine Spitzenvertreterin der Bundesstelle für Sektenfragen die Effektivität solcher Maßnahmen gegen unerwünschte Akteure bestätigt.
Wien. – Debanking, also das gezielte Sperren von Konten oder das Auslösen behördlicher Prüfungen, betrifft inzwischen immer häufiger alternative Medienakteure, unabhängige Initiativen und generell kritische Stimmen. Dieses Instrument erzeugt organisatorischen Druck, bindet Ressourcen und kann Strukturen empfindlich schwächen. Besonders kleinere oder nicht etablierte Medien sehen sich dadurch mit massiven administrativen Herausforderungen konfrontiert, während etablierte Institutionen weiter an Einfluss gewinnen.

Debanking als effektives Mittel
Vor diesem Hintergrund gewinnt eine Wortmeldung von einer aktuellen Veranstaltung der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) an besonderer Relevanz. Bei der RTR-Veranstaltung „Medienkompetenz – Informiert oder manipuliert?“ vergangene Woche in Wien wurde offiziell der Frage nachgegangen, wie Gesellschaften trotz Informationsflut Orientierung finden können. Abseits technischer und pädagogischer Zugänge rückten jedoch Maßnahmen gegen alternative Informationskanäle in den Mittelpunkt.
Nach Informationen, die FREILICH vorliegen, ging Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen in ihrem Vortrag über die Hintergründe von Desinformationen unter anderem auf Telegram-Netzwerke, den Sender AUF1 und frühere Coronakanäle ein. Dort würden Gesundheitsversprechen kursieren, beispielsweise Werbung für Ivermectin als Krebsheilmittel. Als wirksame Gegenstrategien nannte sie unter anderem Kontensperrungen und steuerliche Überprüfungen, da dieses Vorgehen gegen die Akteure selbst effizienter sei. Zwar sei es auch wichtig, Konsumenten aufzuklären, doch das erweise sich oftmals als sehr schwierig und sei sehr zeitaufwendig.
Angst vor Kontrollverlust
Bei der Podiumsdiskussion diskutierten schließlich Vertreter des ORF, der Wissenschaft und des Jugendmedienschutzes schließlich vor allem die eigene Rolle im sich wandelnden Mediensystem. Der ORF berichtete dabei ausführlich über seine Methoden im Faktencheck. Da klassische Nachrichtensendungen die junge Generation kaum noch erreichen, setzt der Sender zunehmend auf TikTok, Instagram und ähnliche Plattformen. Dabei experimentiert man mit „Prebunking“, also dem Markieren potenzieller Falschinformationen, bevor diese beim Publikum ankommen. Ob diese Strategie den teils massiven Reichweitenverlust gegenüber alternativen Medien ausgleichen kann, ist ungewiss. Dadurch werde auch der Erfolg vielversprechender Formate wie ZiB100 nur noch schwer beurteilbar.
Ruf nach Regulierung – aber ohne klare Ansätze
Angesichts der tektonischen Verschiebungen im Mediensystem zeigten sich die Veranstalter insgesamt ratlos. Die traditionellen Gatekeeper verlieren an Kontrolle, während neue Akteure, insbesondere auf Plattformen wie Telegram, enorme Reichweiten erzielen. Immer wieder wurde der Ruf nach neuen Regulierungen laut, doch blieb unklar, wie diese konkret aussehen sollen und auf welcher Ebene sie durchsetzbar wären. Einigkeit herrschte vor allem in einem Punkt: Die redaktionellen Medien müssten gestärkt werden, denn Qualität setze sich schließlich durch. Diese sei bei den etablierten Häusern wie dem ORF oder dem Standard zu finden.



