Berlin: Grüne und Linke wollen „Turnvater“ Jahn vom Sockel stoßen

In Berlin spitzt sich der Streit um das Turnvater-Jahn-Denkmal in der Hasenheide weiter zu. Grüne und Linke wollen die Statue am liebsten ganz entfernen und eine neue Symbolfigur ins Zentrum rücken. Von der AfD kommt Kritik.

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Berlin: Grüne und Linke wollen „Turnvater“ Jahn vom Sockel stoßen

Am Weltfrauentag wurde vor dem Turnvater-Jahn-Denkmal ein Banner mit der Turnpionierin Rosl Persson aufgestellt.

© IMAGO / Eventpress

Berlin. – Grüne und Linke im Berliner Abgeordnetenhaus setzen sich für eine Umgestaltung des Denkmals von Friedrich Ludwig Jahn im Volkspark Hasenheide ein. Hintergrund sind Jahns Ansichten, wie Bahar Haghanipour, frauenpolitische Sprecherin der Grünen, betont: Jahn habe eine „nationalistische, antisemitische und antifeministische Haltung“ gehabt, so die Kritik.

Als Schritt in Richtung Denkmalsturz ist bereits die Umgestaltung zum Internationalen Frauentag am 8. März zu sehen. Die Verantwortlichen hatten angekündigt, ein großes Banner mit dem Konterfei der Turnpionierin Rosl Persson über die Statue zu hängen. Darüber hinaus fordern die Initiatoren ein eigenes Denkmal für Persson, die sich 1811 – im gleichen Jahr wie Jahn – für die Errichtung eines Turnplatzes in der Hasenheide eingesetzt haben soll.

Die Forderung nach einer Umgestaltung des Denkmals ist nicht neu. Bereits seit Jahren setzt sich das Netzwerk „Frauen in Neukölln“ dafür ein, die Würdigung Jahns in Frage zu stellen. Neu ist jedoch, dass mit Rosl Persson eine konkrete Gegenfigur ins Spiel gebracht wird. Bärbel Ruben, Expertin für Erinnerungskultur am Museum Neukölln, beschreibt Persson als „Gegenposition zur traditionellen Turnbewegung von Jahn“ und als Symbolfigur für die Emanzipation der Frauen im Sport.

Kontroverse um Jahns Weltbild

Kritiker des Denkmals verweisen auf umstrittene Äußerungen Jahns. Besonders häufig wird sein Ausspruch zitiert: „Polens Untergang hat mich entzückt.“ Auch zu Frauen hatte Jahn eine klare Haltung, die heute als rückständig gilt: „Nicht für die grübelnde Wissenschaft, nicht für die große Weltbühne schuf die Natur das Weib.“ Stattdessen sei sie „Schöpferin des häuslichen Glücks“.

Die Grünen betonen, dass ihnen keine kritischen Äußerungen zu Rosl Persson bekannt seien. In der aktuellen Ausstellung „Denk Mal Jahn“ im Museum Neukölln wird die Figur des Turnvaters kritisch beleuchtet. Museumsdirektor Matthias Henkel plädiert jedoch nicht für einen Abriss des Denkmals, sondern für eine differenzierte Betrachtung: „Wir müssen Jahn nicht verehren. Wir müssen mit dem Jahn in uns umgehen.“

Henkel schlägt vor, die Statue mit einer Informationstafel zu ergänzen, um den historischen Kontext besser darstellen zu können. Persönlichkeiten wie Jahn seien als „Reizpunkte der Geschichte“ wichtig, um gesellschaftliche Debatten anzuregen. Er plädiert für eine „erinnerungskulturelle Transformation“, bei der es nicht um die Entfernung von Denkmälern gehe, sondern um eine kritische Auseinandersetzung mit deren Bedeutung.

AfD verteidigt Jahn als „deutschen Nationalhelden“

Scharfe Kritik an den Plänen der Grünen und Linken kommt von der AfD. Der Berliner JA-Chef Martin Kohler bezeichnet Jahn als „deutschen Nationalhelden“, der maßgeblich zur Entstehung des deutschen Nationalstaates beigetragen habe: „Er ist einer derjenigen, die den Grundstein für den deutschen Nationalstaat legten.“ Ohne ihn würde die burschenschaftliche Bewegung vielleicht nicht existieren.

Kohler kritisierte auch die Zustände in der Hasenheide, die er als „trostlosen Anblick“ bezeichnete. Der Park sei zu einem Drogenumschlagplatz geworden und damit als Gedenkort für Jahn ungeeignet. Statt das Denkmal zu entfernen, fordert er, das Andenken an Jahn zu bewahren: „Die Politik wäre gut beraten, die Hasenheide nicht der Landnahme preiszugeben und stattdessen Jahns Ausspruch zu folgen: ‚Was deutsch ist, soll uns heilig sein.‘“

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