‚Blutwurstgate‘: CDU-Politiker beschimpft Kollegen als „islamophobe Ratte“
Seit einigen Tagen dominiert die Auswahl der bei der Islamkonferenz in Berlin gereichten Speisen die Debatten um die Tagung. Als ein kurdischstämmiger CDU-Politiker auf Hamburg dies moniert, beschimpft ihn ein türkischstämmiger Parteikollege – und musste letztendlich aus der Partei austreten.
Berlin. – Mehmet Ünal (CDU), türkischstämmiger Beirat im Bremer Ausschuss für Integration, sorgte am späten Samstag auf Twitter für einen Eklat. Er bezeichnete dabei seinen Hamburger Parteikollegen Ali Ertan Toprak als „islamophobe Ratte“, welche „den Ball flach“ halten solle. Dieser hatte zuvor kritisiert, dass die mediale Debatte über den Umstand, dass auch Blutwurst und Häppchen mit Schweinefleisch zur Speisenauswahl zählten, die Wahrnehmung der Tagung dominierte.
Islamkritiker: Teilnahme unter Polizeischutz
Was war geschehen? Bei der zwölften Islam-Konferenz lud Innenminister Horst Seehofer (CDU) neben konservativen Islamverbänden erstmals auch Islam- und Islamismuskritiker zu konstruktiven Gesprächen ein. Mit Seyran Ates, der Begründerin einer liberalen Moschee in Berlin, steht eine dieser kritischen Stimmen aufgrund massiver Drohungen unter laufendem Polizeischutz.
Dass dennoch vor allem die vermeintliche Missachtung muslimischer Essensgewohnheiten im Vordergrund stand, ärgerte Toprak, selbst Kurde und Alevit. Auf Twitter machte er seinem Unmut Luft:
Wer sich über Blutwurst auf der Islamkonferenz aufregt, aber darüber schweigt, dass Menschen wegen ihrer Kritik an Islamismus in Deutschland unter Polizeischutz leben müssen, der ist nicht nur verlogen, sondern lehnt in Wirklichkeit alles ab, was dieses Land ausmacht.#DIK
— Ali Ertan Toprak (@toprak_aliE) 1. Dezember 2018
CDU-Ünal: „Ali, du islamophobe Ratte“
Dies fasste der Bremer Lokalpolitiker Ünal als Affront auf – und ihm platzte der Kragen. In der Antwort auf Toprak beschimpfte er diesen wüst als „islamophobe Ratte“. Dieser würde sich nicht schämen, „Seitenhiebe“ zu verteilen, wenn Muslime „brüskiert oder provoziert würden“.
Halt den Ball flach Ali! Du bist eine islamophobe Ratte und schämst dich nicht, noch Seitenhiebe zu verteilen, selbst wenn Muslime brüskiert oder provoziert werden. Für den Aufschrei über die Blutwurst hat der Tweet eines Schweinefleischkonsumenten gesorgt. Friss weiter Schwein!
— Mehmet Ünal (@UenalMehmet71) 1. Dezember 2018
Damit stimmte er in den Tenor all jener ein, welche Seehofer aufgrund der Darbietung auch von Schweinefleisch zur nicht nur von Muslimen besuchten Konferenz rassistische Tendenzen unterstellten. Für zahlreiche Twitter-User ging der Ausritt Ünals entschieden zu weit. Sie forderten teilweise sogar die CDU auf, den Mann aus der Partei zu werfen.
CDU Bremen distanziert sich
Am Montag reagierte die Bremer CDU auf Facebook tatsächlich auf die Aussagen ihres Mitglieds. Sie stellte klar, dessen Äußerungen „in keiner Weise“ zu billigen und „scharf“ zu kritisieren. Auf mehrfache Aufforderung zur Rücknahme seiner Aussagen, sei Ünal der Parteiaustritt nahegelegt worden, dieser leistete Folge. Man distanziere sich jedenfalls „ausdrücklich und in aller Form“ von „solchen Geisteshaltungen“.