CDU-Politiker Kretschmer hofft auf SPD-Sieg in Brandenburg
Sachsens Ministerpräsident Kretschmer unterstützt Brandenburgs SPD-Ministerpräsidenten Woidke und nicht den CDU-Kandidaten Redmann. CDU kämpft mit interner Kritik und geschwächtem Wahlkampf.
Dresden/Potsdam. – Eine unerwartete Wende bei der Landtagswahl in Brandenburg sorgt für Unruhe in der CDU. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seine Unterstützung für Brandenburgs SPD-Ministerpräsidenten Dietmar Woidke statt für den CDU-Kandidaten Jan Redmann. Die CDU, die sich Hoffnungen gemacht hatte, Woidke abzulösen und die Führung in Brandenburg zu übernehmen, sieht sich nun mit interner Kritik und einem geschwächten Wahlkampf konfrontiert.
Jan Redmann, Spitzenkandidat der CDU in Brandenburg, kämpft seit Monaten gegen die SPD. Doch Kretschmers öffentliche Unterstützung für Woidke setzt Redmann unter Druck und sorgt für erhebliche Unruhe in der CDU. „Friendly fire – armer Jan Redmann“, kommentierte ein hochrangiges CDU-Mitglied die Situation.
CDU-Spitzenkandidat Redmann vor schwerer Wahl
Während Redmann betont, Kretschmer habe ihn in der Vergangenheit mehrfach unterstützt, scheint sich die mediale Aufmerksamkeit nun auf dessen Äußerungen für Woidke zu konzentrieren. Kretschmer hatte betont, dass die Zusammenarbeit mit Woidke besonders beim Strukturwandel in den Kohleregionen und in der Migrationspolitik erfolgreich gewesen sei. Er hoffe, diese Partnerschaft fortsetzen zu können.
Die SPD reagierte positiv auf die Äußerungen Kretschmers. Klara Geywitz, stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundesbauministerin, lobte Kretschmers Wahlkampfhilfe und betonte, der CDU-Politiker schätze Woidkes Verlässlichkeit und Wirtschaftskompetenz. Auch Dirk Wiese, Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, freute sich über die unerwartete Unterstützung aus Sachsen und betonte die Notwendigkeit, in Zeiten rechtspopulistischer Bedrohungen demokratisch zusammenzustehen.
CDU-interne Kritik
Innerhalb der CDU sorgt Kretschmers Vorstoß für Unmut. Ein westdeutscher CDU-Landeschef zeigte sich empört und sagte, es sei „unmöglich“, dass ein führender CDU-Politiker öffentlich für die SPD werbe. Ein anderer CDU-Vertreter aus Brandenburg äußerte sich ähnlich kritisch und zeigte sich sprachlos über das Interview. Aus der CDU-Bundeszentrale und der Sächsischen Staatskanzlei gab es allerdings keine offizielle Stellungnahme zu Kretschmers Äußerungen.
Sonntagsfrage Landtagswahl Brandenburg 12. September 2024
Infratest dimap, in Prozent
Dietmar Woidke setzt im Wahlkampfendspurt verstärkt auf Personalisierung. Slogans wie „Wer Woidke will, wählt SPD“ sollen helfen, die Wähler für die Sozialdemokraten zu mobilisieren. Gleichzeitig sieht sich die SPD mit der in Umfragen führenden AfD konfrontiert. Nach dem „Brandenburg-Trend“ von Infratest dimap liegt die AfD mit 27 Prozent knapp vor der SPD, die auf 26 Prozent kommt. Sollte es Woidke gelingen, die AfD noch zu überholen, könnte die SPD wieder die Führung übernehmen (FREILICH berichtete).
Berndt fordert CDU-Wähler zum Umdenken auf
Inmitten dieser Entwicklungen meldete sich auch Hans-Christoph Berndt, Fraktionschef der AfD im Brandenburgischen Landtag, zu Wort. Er richtete sich an die CDU-Wähler und rief sie auf, ihre „Selbstachtung“ zu wahren und „Überzeugung“ zu zeigen, indem sie die AfD wählen.
Für die CDU und ihren Spitzenkandidaten Jan Redmann bleibt die Frage offen, wie sich der unerwartete Vorstoß Kretschmers auf die Wahl auswirken wird. Angesichts schwankender Umfragewerte und der Konkurrenz von AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) steht die Union vor schwierigen Entscheidungen. Klar ist, dass die Unterstützung für den eigenen Kandidaten innerhalb der Partei infrage gestellt wird – ein Umstand, der sich entscheidend auf den Wahlausgang auswirken könnte.