Corona-Cluster nach „Freiheitstour“? FPÖ sieht „Anpatzmanöver“
FPÖ-Chef Herbert Kickl spricht von einem „moralischen Tiefpunkt der politischen Debatte“ und kündigt eine Anzeige gegen Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) an.
Am Dienstag brachte die Kärntner Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ) die steigenden Corona-Infektionszahlen in Wolfsberg mit Kickls Besuch im Zuge der FPÖ-„Freiheitstour“ in Zusammenhang. „Einige Menschen haben sich bei dieser Freiheitstour mit dem Coronavirus infiziert und haben nun mit ihrer Freiheit bezahlt“, sagte Prettner bei einer Pressekonferenz. Weiters behauptete die SPÖ-Politikerin, dass einige Teilnehmer der Parteiveranstaltungen sogar im Krankenhaus und auf Intensivstationen liegen würden, nannte aber keine genauen Zahlen.
Am 5. November hatte die FPÖ zu einer Veranstaltung in Wolfsberg geladen. Danach sollen die Infektionszahlen abrupt in die Höhe geschnellt sein. Für zusätzliche Aufregung sorgte der Umstand, dass der Sänger der Volksmusikgruppe „Die Fidelen Mölltaler“, Ludwig „Lucky“ Ladstätter, am Montag nach einer Corona-Infektion im Krankenhaus Wolfsberg verstarb. Auch er hatte an der FPÖ-Veranstaltung teilgenommen.
FPÖ fordert Entschuldigung
Die FPÖ wies die Anschuldigungen der SPÖ-Gesundheitslandesrätin entschieden zurück und sprach von einem „Anpatzmanöver“. Ein 3G-Nachweis sei von allen Teilnehmern verlangt und „genau kontrolliert“ worden, betonte FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz. Auch widersprach er den Behauptungen, wonach bei Veranstaltung die Maskenpflicht nicht eingehalten worden sei. „Diese Maskenpflicht – und auch das hat der Bezirkshauptmann genau erklärt – hätte nur gegolten, wenn nicht alle Teilnehmer einen 3G-Nachweis erbracht hätten.“
Außerdem verwies Schnedlitz auf Aussagen des Wolfsberger Bezirkshauptmannes Georg Fejan im Ö1-Mittagsjournal. Dieser hatte im Ö1-Mittagsjournal erklärt, dass bei der FPÖ-Versammlung sämtliche Corona-Regeln eingehalten worden seien und es durch das „Contact Tracing“ keinen Rückschluss auf diese Versammlung gebe.
„Die Kärntner SPÖ-Gesundheitslandesrätin Beate Prettner muss ihre falschen Unterstellungen wegen angeblicher Corona-Infektionen bei der Freiheits-Tour mit Herbert Kickl in Kärnten sofort zurücknehmen und sich für die schäbige parteipolitische Instrumentalisierung entschuldigen“, forderte Schnedlitz in einer Aussendung.
Kickl kündigt Anzeige an
Am Donnerstag äußerte sich dann auch noch FPÖ-Chef Herbert Kickl im Rahmen einer Pressekonferenz zur Causa, insbesondere zum Tod des Musikers Ladstätter. Es sei letztklassig, dass aus diesem tragischen Fall politisches Kleingeld gewechselt werde, kritisierte Kickl und sprach von einem „moralischen Tiefpunkt der politischen Debatte“. Er selbst habe Kontakt zu den Hinterbliebenen des Musikers aufgenommen und man sei zum Schluss gekommen, dass sich Ladstätter nicht bei der FPÖ-Veranstaltung infiziert haben könne.
Wie der „Kurier“ berichtet, weist auch der Bruder des Musikers, Hans-Jörg Ladstätter, Berichte zurück, wonach sich „Lucky“ bei der FPÖ-Versammlung angesteckt habe: „Mein Bruder begab sich Anfang November wegen eines Bandscheibenvorfalles in Behandlung in das Landeskrankenhaus Wolfsberg, wurde bei Eintritt getestet und war Corona-frei.“ Sein Bruder dürfte sich erst im Krankenhaus infiziert haben, „da plötzlich alle im Krankenzimmer befindlichen Patienten positiv getestet wurden“, so der Bruder gegenüber dem „Kurier“.
Kickl kündigte am Donnerstag zudem eine Anzeige wegen Amtsmissbrauchs gegen die Gesundheitslandesrätin Prettner an, weil sie ihre Recherchetätigkeiten ohne rechtliche Grundlage durchgeführt haben könnte. Weiters betonte er, dass man bei der Veranstaltung alle verordneten Vorsichtsmaßnahmen der Behörden eingehalten habe.