„Der konservative Student wird als Fremdkörper wahrgenommen“
Der Favoritner FPÖ-Bezirksrat Matthias Kornek ist neuer Bundesobmann des Ringes Freiheitlicher Studenten (RFS). Im Tagesstimme-Interview spricht er über seinen Weg in die Hochschulpolitik, den linken Mainstream an den Universitäten und eine mögliche konservative Gegenbewegung zum 68er-Zeitgeist.
Tagesstimme: Herr Kornek, Sie sind neuer RFS-Bundesobmann. Können Sie sich unseren Lesern bitte kurz vorstellen?
Kornek: Mein Name ist Matthias Kornek. Ich bin 23 Jahre alt und bin im 10. Wiener Gemeindebezirk geboren und aufgewachsen. Nach bestandener Matura am Wiener Ballsportgymnasium und Wehrdienst in der Salzburger Schwarzenbergkaserne habe ich begonnen, an der Universität Wien Politikwissenschaften und Publizistik zu studieren.
Tagesstimme: Wie kamen Sie überhaupt in die Politik? Und warum tut man sich als Freiheitlicher gerade die Hochschulpolitik an, die ja bekanntlich kein leichtes Pflaster für Rechte ist?
Kornek: Der Ausgangspunkt meiner politischen Laufbahn war mein Heimatbezirk Favoriten, welcher ein Paradebeispiel dafür ist, dass die Idee des Multikulturalismus als Gesellschaftsform nicht funktioniert. Der totale Identitätsverlust ist schon nach einem kurzen Spaziergang durch die bekannte Favoritenstraße deutlich spürbar. Nachdem ich in Favoriten rasch Verantwortung als Bezirksrat übernehmen durfte, begann ich parallel mit meinen Studien an der Universität Wien. Dort habe ich bereits in der Einführungsveranstaltung lernen müssen, dass die vereinigte Linke offenbar die moralische Alleinherrschaft für sich beansprucht. Der konservative Student, der auch Kritik am vorgetragenen Inhalt übt, wird lediglich als Fremdkörper wahrgenommen. Daher ist mir die Entscheidung, dem RFS beizutreten, nicht schwergefallen.
Tagesstimme: Die Ergebnisse des RFS bei ÖH-Wahlen bewegen sich im niedrigen Prozentbereich. Wie kann man das mittel- oder langfristig ändern?
Kornek: Unser Ziel muss es zunächst sein, mehr Studenten zur Wahlurne zu bewegen. Eine bundesweite Wahlbeteiligung von rund 25 % ist demokratiepolitisch bedenklich und zeigt, dass sich die Studenten von ihrer gesetzlichen Interessenvertretung völlig abgewandt haben. Die hohen Wahlbeteiligungen an geistes- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten, welche allgemein als linke Hochburgen gelten, sind ein Indiz dafür, dass die ÖH-Wahlen auch keinesfalls repräsentativ sein können. Natürlich müssen wir aber auch unsere eigenen Kommunikationsstrategien überdenken und verbessern. Im Zentrum müssen dabei jedenfalls wieder stärker unsere Inhalte stehen. Skandale und unnötige Provokationen zeugen von geistiger Unreife und verhindern eine seriöse inhaltliche Debatte.
Tagesstimme: Was ist das konkrete Ziel bei der kommenden ÖH-Wahl 2021?
Kornek: Der vorherrschende Zeitgeist und die aktuelle politische Situation führen zu einer sehr schwierigen Ausgangslage für uns. Das war mir aber natürlich auch schon vor meinem Amtsantritt bewusst. Ich bin fest entschlossen, unser Mandat in der ÖH zu halten, um anschließend eine nachhaltige konservative Gegenbewegung zu den Auswüchsen des 68er-Zeitgeistes einleiten zu können.
Tagesstimme: Aber müsste der RFS dazu nicht auch stärker auf den Universitäten auftreten und mehr Veranstaltungen außerhalb der ÖH-Wahlkämpfe organisieren? Man hat den Eindruck, die linken Fraktionen sind um einiges aktiver.
Kornek: Dieser Eindruck entsteht, da die linken Fraktionen im Hochschulbereich sehr eng zusammenarbeiten und auch oftmals gemeinsam Veranstaltungen organisieren. Im Kampf gegen das „Böse von rechts“ kennt die fraktionsübergreifende Solidarität ja bekanntlich keine Grenzen. Wer die vorher erwähnte moralische Alleinherrschaft infrage stellt, muss mit einer totalen Mobilisierung der Gutgläubigen rechnen. Bei einer solchen Bündelung der Ressourcenkraft kann der RFS natürlich nicht mithalten. Unter meiner Führung wird der RFS jedoch eine deutlich aktivere Rolle einnehmen und wir werden im nächsten Jahr sicherlich für die ein oder andere Überraschung sorgen.
Tagesstimme: In der jüngsten RFS-Aussendung sagen Sie, dass es an der Universität darum gehe, wieder eine „breite Bildung im Geiste Wilhelm Humboldts“ zum Ideal zu erheben und die „Moralisierung sämtlicher Bildungsinhalte“ zu beenden. Was meinen Sie damit genau?
Kornek: Gemäß des Humboldschen-Bildungsprinzips soll sich Bildung nicht bloß auf den Erwerb von Fachwissen beschränken. Der Besuch einer Universität soll vielmehr der Befähigung des selbständigen, ganzheitlichen und kritischen Denkens und Handelns dienen. Daher stehen wir der zunehmenden Verschulung kritisch gegenüber und fordern mehr Freiheiten für die Lehre an unseren Hochschulen.
Tagesstimme: Tatsächlich scheint der Diskursrahmen an den Universitäten immer enger zu werden. Ist die sogenannte „Political Correctness“ eine Gefahr für die freie Lehre?
Kornek: Die „Political Correctness“ des 21. Jahrhunderts entwickelt sich immer mehr zu einem Zensurinstrument, welches auf subtile Weise versucht, die Art des Denkens und Sprechens vorzugeben. Dass ein solcher Vorgang für die freie Lehre eine Gefahr darstellt, steht für mich außer Frage.
Tagesstimme: Der RFS spricht sich gegen Gesellschaftspolitik innerhalb der ÖH aus. Trotzdem werden die linken Fraktionen damit natürlich nicht aufhören. Ist es da nicht notwendig, rechte Gegenpositionen zu beziehen, weil man den Linken sonst das Feld überlässt?
Kornek: Es ist völlig richtig, dass die ÖH seit Jahrzehnten von politisch linken Parteien instrumentalisiert wird, um allgemeinpolitische Fragestellungen in den Vordergrund zu rücken. Dies führt jedoch zu einem Rückgang der Auseinandersetzung mit den dringend notwendigen hochschulpolitischen Aufgaben. Dazu möchten wir keinen Beitrag leisten. Wir fordern hingegen ein Umdenken der linken Verantwortungsträger und die Etablierung einer neutralen Servicepolitik der ÖH.
Tagesstimme: Allerdings wird gerade im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften die Gesellschaftspolitik von morgen entwickelt. Und von konservativer Seite ist hier an den Universitäten kaum etwas zu vernehmen. Ist das nicht ein Problem?
Kornek: Das ist selbstverständlich ein Problem. Jedoch glaube ich nicht, dass die Forderung nach einer serviceorientierten Ausrichtung der ÖH daran schuld ist. Geistes- und Sozialwissenschaften gelten für viele konservative Studenten als verlorener Boden, den man nicht mehr zurückzugewinnen kann. Wir müssen da mutiger werden und brauchen Pioniere, die diese wichtigen akademischen Felder Stück für Stück geistig zurückerobern.
Tagesstimme: Die Corona-Krise hat auch den Universitätsbetrieb getroffen. Wie soll mit der Pandemie an den Universitäten umgegangen werden? Und sind Sie mit den bisherigen Maßnahmen zufrieden?
Kornek: Wir fordern, dass der universitäre Normalbetrieb möglichst schnell wiederhergestellt wird. Massentests als verpflichtende Maßnahme, um an einer Lehrveranstaltung teilnehmen zu können, wie etwa unlängst von der ÖH-Vorsitzenden vorgeschlagen, lehnen wir dagegen klar ab.
Tagesstimme: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Haben Sie irgendwelche besonderen Vorsätze für das neue Jahr?
Kornek: Ja – die nötige Kraft aufzubringen, den RFS in der Bundesvertretung der ÖH zu halten und damit eine freiheitliche Studentenvertretung sicherzustellen.