Deutsches Erbrecht: Die Reichen erben besser
Über bürokratische Spielereien können Menschen mit einem hohen Einkommen hohe Vermögen steuerfrei vererben. Für die Mittelschicht wird es zukünftig noch teurer, ihren Nachkommen etwas zu hinterlassen.
Berlin. – Wer ab dem kommenden Jahr eine Immobilie erben möchte, muss sich auf eine höhere Erbschaftssteuer einstellen. Mit dem am Freitag beschlossenen Jahressteuergesetz werden zukünftig vererbte und verschenkte Immobilien höher besteuert werden. Durch das Gesetz wurde ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts umgesetzt, das eine regelmäßige Neubewertung von Immobilien aller dreizehn Jahre gefordert hatte. Mit einem (meist) höheren Wert fallen auch höhere steuerliche Abgaben für Immobilien ab.
Jährliche Erbschaften in Höhe von ganzen Staatsausgaben
In Deutschland erbt knapp die Hälfte der Bevölkerung überhaupt nichts. Gleichzeitig werden jährlich über Milliarden Euro steuerfrei vererbt. So waren es in den Jahren von 2009 bis 2020 insgesamt 409 Milliarden Euro, 200 Milliarden davon von den reichsten zehn Prozent der Gesellschaft. Das reichste Promille der Bevölkerung erbt demnach jedes Jahr rund 50 Milliarden Euro. Weitere 150 Milliarden Euro gehen demnach an die reichsten 9,9 Prozent. Dahinter steckt die Freiheit, Erbschaftssteuern nur dann zu bezahlen, wenn dadurch keine Arbeitsplätze oder ein Unternehmen gefährdet seien. Weiterhin muss der potentielle Erbe die Erbschaftssteuer aus der Hälfte seines Privatvermögens bezahlen können.
Über Investitionen oder Familienstiftungen können große Summen von Geld „gesichert“ werden und werden für Erbschaften nicht einberechnet. Auf diesem Wege gelangen Milliardenbeträge unversteuert von Generation zu Generation.