„Die Not ist schon ziemlich groß“: Sozialamt Neukölln muss schließen
Das Sozialamt im Berliner Stadtteil Neukölln muss wegen Überlastung für zwei Wochen schließen. Der Hauptgrund: Arbeitsstau durch Asylanträge.
Berlin. – Die Anzahl der Asylbewerber in Berlin ist durch den Ausbruch des Ukrainekriegs drastisch angestiegen. Dies führte im Stadtteil Neukölln nun zur Schließung des ersten Sozialamtes. „Wir haben durch die Ukraine-Flüchtlinge große Berge an Rückstau an nicht bearbeiteter Post und Unterlagen, die derzeit nicht bearbeitet werden können, weil das Personal nicht da ist“, beschreibt der Sozialstadtrat von Neukölln, Falko Liecke (CDU). Neben alten und neuen Asylsuchenden sind es auch Einheimische, die Hilfe bei der Begleichung ihrer Stromkosten suchen.
Am Rande des Kollapses
Das Sozialamt in Berlin-Neukölln zählt zu den größten in ganz Europa. Der Stadtteil weist ein stark heterogenes Sozialmilieu auf, die Einwohner leiden unter organisierter Kriminalität. Die Behörden sehen sich mit der Gaspreisexplosion auch mit einer neuen Gruppe konfrontiert, wie eine Gruppenleiterin beschreibt. „Wir kriegen jetzt auch diese Anträge von Menschen, die bisher mit ihrem Geld sehr gut klargekommen sind, jetzt aber mit den neuen Gasraten nicht mehr klarkommen“, sagt sie. Es bräuchte fast 50 neue Stellen, allein um den Regelbetrieb aufrechtzuerhalten. Laut Bericht des brandenburgischen Statistikamtes ist Neukölln der Bezirk mit dem höchsten Armutsrisiko. Er gilt als erster Anlaufpunkt für Migranten und Flüchtlinge aller Art in der Bundeshauptstadt.