Die verlorene Ehre des Rudolf Striedinger
Rudolf Striedinger wurde zum neuen Generalstabschef des Bundesheeres ernannt. Doch der Kontakt zu einer Person mit der falschen Vergangenheit genügt und schon wittert ein „Standard“-Journalist einen handfesten Skandal.
Österreich kann froh sein: Es hat einen neuen Generalstabschef. Die Entscheidung aus mehreren Kandidaten ist kein Wunder. Striedinger war zuvor Stabschef von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Noch zuvor Leiter des Abwehramtes und noch vorher Militärkommandant von Niederösterreich. Ein Generalmajor auf der schwarzen Karte. Und keinen gelernten Österreicher verwundert die parteipolitische Besetzung, entscheidet in Österreich doch ab mittleren Offiziersrängen immer das Parteibuch mit, wer welchen Posten bekommt. Je näher am Minister, desto eindeutiger. Und so wie das neu gegründete Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (nun: Direktion Staatschutz) seinen „unabhängigen“ Chef aus dem „schwarzen“ Niederösterreich bekommen hat, landet auch Striedinger punktgenau.
Striedinger und der „Sympathisant der Wehrsportgruppe“
Doch dass der neue Generalstabschef im „Standard“ angezündet wird, wundert doch sehr: „Als Abwehramtschef sollte er die Unterwanderung des Heeres durch Rechtsextreme verhindern. Ungewöhnlich ist daher eine Bekanntschaft von Striedinger mit einem Mann, der ein österreichischer Kontaktmann der Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG) war, einer der militantesten deutschen Neonazigruppen der Nachkriegsgeschichte“, dramatisiert Markus Sulzbacher. „Der heute 75-jährige L. war Ende der 1970er-Jahre Mitglied des ‚Freundeskreises zur Förderung der Wehrsportgruppe Hoffmann‘. Viel hat L. nicht dazu zu sagen. Er sei damals ein ‚junger Bursch‘ gewesen, sagt er dem STANDARD, und er habe ‚alles vergessen‘.“
Dieser „One Shot“ war bis auf die üblichen Verdächtigen, die sich in ihrem Ringen gegenseitig bestärken, keine weitere Reaktion wert. Die SPÖ-Wehr- und Sicherheitssprecher legten gleich eine dümmliche Pressemeldung nach und attestierten „Rudolf Striedinger freundschaftliche Beziehungen zu einem Sympathisanten der Wehrsportgruppe Hoffmann“.
Irgendwas bleibt schon hängen …
Das Ganze gleicht in der Logik etwas mittelalterlichen Hexenjagden. Der 75-jährige, der seiner Geschichte – die keine Straftat enthält – nicht entkommt, wird auch aktuell lebenslang zum „Sympathisanten“, denn „sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben lang“. Die Hexenaustreiber treibt da auch keine Scham in der Benützung. Das Telefonat mit dem unsublim in den Rechtsterrorismus gerückten Pensionisten gilt gerade noch als belastende Entschuldigung, zeigt der „Täter“ doch keine Reue. Auch abgekürzte Namen findet man locker im Internet: Die Gegenprobe zeigt, dass der Mann eine erfüllte Karriere bei einem bekannten Weinhersteller in Österreich hinter sich hat, keine Kriminalität, kein Verbrechen, gut bürgerlich im Lebensstand. Kiwanimitglied, Kameradschaftsbund, gerade mal Society im schwarzen Niederösterreich. Es nützt ihm nichts, dem „Rechtsterrorsympathisanten“.
Letztendlich ist er aber nur ein Opfer einer politischen Masche, die den Generalstabschef Rudolf Striedinger und andere hohe Beamte anpatzen will. Nach dem Motto „Irgendwas bleibt schon was hängen“ schütten die willigen Täter die Jauche auf Generalstabschef und Sicherheitsbehörden. Ob das „Material“ der großartigen „Recherche“ aus den Kreisen derjenigen kommt, die dann eine Pressemeldung dazu rauslassen, man darf es raten. Wozu man einen 75-jährigen unbescholtenen Bürger schändet, ist dann ebenso eine Frage des Anstandes, wie die linksextremen Kontakte von Menschen, die die Hexenjagd organisieren, sicher spannend sind. Aber das ist eine andere Geschichte …