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Exklusiv-Interview mit Sven Lichtenfeld: AfD wieder in der Bremischen Bürgerschaft vertreten

Seit dem 11.12.2024 ist Sven Lichtenfeld wieder Mitglied der AfD. Im Gespräch mit FREILICH erläutert er seine Beweggründe für den Wiedereintritt und spricht über politische Ziele, Herausforderungen in Bremen und seine Erfahrungen mit Kritik.

Interview von
12.12.2024
/
6 Minuten Lesezeit
Exklusiv-Interview mit Sven Lichtenfeld: AfD wieder in der Bremischen Bürgerschaft vertreten

Die AfD ist mit Sven Lichtenfeld aus Bremerhaven wieder in der Bremischen Bürgerschaft vertreten.

© IMAGO / Eckhard Stengel / AfD

FREILICH: Herr Lichtenfeld, Sie sind seit Ihrem Einzug in die Bremische Bürgerschaft im Jahr 2023 dort als parteiloser Abgeordneter vertreten und wollen sich nun mit Ihrem Wiedereintritt in die AfD für diese parlamentarisch engagieren. In den Jahren 2021 bis 2023 waren Sie allerdings Mitglied der Bürger in Wut, für die Sie bei der Bürgerschaftswahl 2023 kandidiert haben. Angesichts Ihrer früheren Parteizugehörigkeit sind jedoch einige Fragen offen. Beginnen wir mit Ihrer Ex-Partei: Das Bündnis Deutschland (damals Bürger in Wut) hat Sie 2023 bei der Fusion der beiden Parteien Bürger in Wut und Bündnis Deutschland nicht in die neue Partei aufgenommen und Ihnen vorgeworfen, Unterstützung aus rechtsextremen Kreisen erhalten zu haben. Wie stehen Sie zu diesen Vorwürfen und wie bewerten Sie den Parteiausschluss?

Sven Lichtenfeld: Kurzum: Die Vorwürfe sind absurd und vorgeschoben. Vielmehr ging es offensichtlich darum, einen potenziellen Konkurrenten loszuwerden. Um dies verständlicher zu machen, möchte ich kurz den damaligen Ablauf schildern.

Nach der Bürgerschaftswahl 2023 fusionierte die Wählervereinigung Bürger in Wut (BIW), für die ich damals kandidiert hatte, mit der Kleinstpartei Bündnis Deutschland (BD). Die BIW haben damit aufgehört zu existieren. Nach der Wahl konstituierte sich die Fraktion aus den ehemaligen BIW-Abgeordneten bereits unter dem neuen Namen Bündnis Deutschland. Damals erhielt ich vom designierten Fraktionsvorsitzenden eine Einladung zu einem Gespräch in die Landeshauptstadt. Das Gespräch sollte unter dem Titel „Die Zukunft besprechen“ stattfinden. Voller Vorfreude nahm ich den vorgeschlagenen Termin an, da ich davon ausging, dass es um die Gründung der Fraktion, die Aufgabenverteilung und die Zukunft unserer politischen Arbeit gehen würde.

Doch es kam anders. Als ich zum Termin erschien, erwartete mich eine Art Tribunal, bestehend aus vier Vertretern der BIW. Ich wurde sofort mit Vorwürfen konfrontiert, ich hätte mich im Wahlkampf von angeblich rechtsextremen Kräften unterstützen lassen. Konkret ging es darum, dass angeblich rechtsextreme Personen Flyer für mich verteilt und im Internet zu meiner Wahl aufgerufen hätten. Außerdem wurde mir vorgeworfen, früher Mitglied der AfD gewesen zu sein.

Die Vorwürfe, ich hätte mich von „Rechtsextremen“ aktiv unterstützen lassen, sind im Übrigen völlig absurd. Ich habe mich in den Medien bisher nicht dazu geäußert, um die Sache nicht weiter anzuheizen. Ich möchte aber an dieser Stelle klarstellen, dass ich meine Wahlkampfflyer seinerzeit von einer professionellen Firma habe verteilen lassen, da ich beruflich und privat sehr eingespannt war, und nicht von irgendwelchen ehrenamtlichen Helfern. Dies kann ich auch durch entsprechende Rechnungen belegen.

Wie haben Sie dann im Gespräch auf diese Vorwürfe reagiert?

In der damaligen Gesprächssituation war ich zunächst regelrecht sprachlos, da ich mit einer solchen Situation überhaupt nicht gerechnet hatte. Man gab mir zu verstehen, dass man mich nicht in die neu zu bildende Fraktion aufnehmen würde. Schließlich machte mir der designierte Fraktionsvorsitzende ein unmoralisches Angebot: Wenn ich mein Mandat niederlege, würde in der Pressemitteilung stehen, dass ich das Mandat aus persönlichen Gründen nicht angenommen habe. Wenn ich das Mandat behalte, bekäme ich „die volle Breitseite“. Also bin ich aufgestanden und gegangen. Was dann folgte, konnte man in den Medien lesen.

Entweder Mandat zurückgeben oder „volle Breitseite“ – gab es neben der erwähnten Pressemitteilung noch weiteren Ärger für Sie?

Die Pressemitteilung mit der Behauptung, ich hätte im Wahlkampf Unterstützung von angeblich Rechtsextremen erhalten, ging nicht nur an die regionale Zeitung, sondern an einen überregionalen Verteiler. Das war mit „voller Breitseite“ gemeint. Daraufhin wurde insbesondere in der regionalen Nordsee-Zeitung hier in Bremerhaven nicht nur mein Arbeitgeber genannt, sondern auch persönliche Dinge wie meine Hobbys veröffentlicht; es wurde also versucht, mir persönlich zu schaden und meine Privatsphäre zu verletzen.

Wie erklären Sie sich die Vorwürfe, Ihre politische Arbeit sei von Personen aus dem rechtsextremen Spektrum unterstützt worden?

Das eingangs geschilderte Gespräch wurde maßgeblich von Frau Tiedemann geführt. Frau Tiedemann kandidierte wie ich im Wahlkreis Bremerhaven und stand auf der Landesliste vor mir. Dennoch habe ich deutlich mehr Personenstimmen erhalten als Frau Tiedemann. Ich gehe davon aus, dass dies der Grund für diese Farce und das „Ausschalten“ meiner Person war. Zumindest wurde mir dies später von inzwischen ebenfalls ehemaligen BIWlern, die im damaligen „Tribunal“ noch auf der anderen Seite saßen und später austraten, so mitgeteilt.

Mein persönliches Wahlergebnis war einfach zu gut, insbesondere auch das bei den gleichzeitig mit der Bürgerschaftswahl stattfindenden Kommunalwahlen zur Stadtverordnetenversammlung in Bremerhaven. Dort stand ich auf Listenplatz 4, hatte aber trotzdem mehr Personenstimmen als Frau Tiedemann, die auf Platz 2 stand. Dies wurde mir wohl sehr übel genommen.

Darüber hinaus waren die Vertreter von BIW beziehungsweise BD nach meinem Eindruck sehr bemüht, ein Saubermann-Image zu pflegen und hatten das Bedürfnis, auch vom politischen Mitbewerber gemocht und anerkannt zu werden. Offenbar ging man davon aus, sich die „Liebe der Medien“ und die Zuneigung der politischen Gegner dadurch erkaufen zu können, dass man mit dem Finger auf andere – konkret auf die AfD – zeigt. Und ich bin im Herzen AfDler.

Stichwort „im Herzen AfD“ – Sie waren früher Mitglied der AfD und dann bei den BIW aktiv. Nun sind Sie zur AfD zurückgekehrt. Was hat Sie bewogen, wieder in die AfD einzutreten?

Ich bin seit ihrer Gründung AfD-Wähler und später auch Mitglied geworden. Der Austritt ist mir damals nicht leicht gefallen. Aber in Bremerhaven wurde die AfD lange Zeit von einer Person extrem dominiert, deren Verhalten ich als eine Art Tyrannei erlebt habe. Da ich kein konfrontativer Mensch bin, habe ich mich irgendwann zurückgezogen – bin der AfD aber immer verbunden geblieben. In meiner aktiven Zeit in der AfD hat diese Person eine Meinung vorgegeben und alle mussten danach tanzen. Wer sich nicht fügte, wurde regelrecht bekämpft, und zwar auf übelste Art und Weise; das ist jetzt zum Glück vorbei.

Es gibt sowohl auf Landesebene als auch hier in Bremerhaven einen neuen Vorstand. Seitdem ist die AfD in Bremen und Bremerhaven geschlossener denn je und hat im letzten Jahr eine tolle Entwicklung genommen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass die AfD bei der nächsten Bürgerschaftswahl im Land Bremen wieder parlamentarisch vertreten ist.

Wo sehen Sie heute die größten Unterschiede zwischen der AfD und anderen Parteien, insbesondere dem Bündnis Deutschland?

Der größte Unterschied ist meiner Meinung nach, dass die AfD als „Original“ einfach stabiler ist. Die BD ist zwar programmatisch sehr ähnlich aufgestellt, scheint mir aber Angst vor der eigenen Courage zu haben. Wenn man das Framing des politischen Gegners übernimmt, dass „rechts“ etwas Verwerfliches ist, wird man nichts verändern. Stattdessen gerät man schnell in eine Rechtfertigungsspirale, die in Distanzeritis mündet. Damit betreibt man aber das Geschäft der anderen; man sollte sich trauen, dafür einzustehen, dass „rechts“ eine legitime, ja notwendige politische Position ist, um Veränderungen zum Besseren herbeizuführen. Der Punkt geht also eindeutig an die AfD.

Von der Partei zur Person: Wie positionieren Sie sich politisch?

Ich glaube nicht an Schubladendenken. Ich würde mich eher als konservativ bezeichnen, aber ich spreche mit jedem, egal welche politische Meinung er vertritt. Ein kleines Beispiel: Ich fahre gerne Fahrrad, aber deswegen muss ich kein Grüner sein. Klare Aussagen – dafür stehe ich.

Dann werden wir mal konkreter: Welche Ziele wollen Sie als Abgeordneter der AfD in der Bremischen Bürgerschaft verfolgen?

Die AfD soll in Bremen wieder sichtbarer und stärker wahrgenommen werden. Insbesondere möchte ich mich dafür einsetzen, dass wir eine stärkere Debatte über Themen wie Bürokratieabbau, Bildung und innere Sicherheit führen. Darüber hinaus ist es mir wichtig, den Dialog aufrechtzuerhalten und eine sachliche Diskussion über die besten Lösungen für Bremen zu fördern.

Welche konkreten Herausforderungen sehen Sie in der Bremer Landespolitik und wie wollen Sie diese angehen?

Ich will hier keine politischen Phrasen dreschen. Die Bremer Landesregierung ist so links, da können wir nur gemeinsam über die nächste Wahl hinwegkommen, sonst wird sich hier nichts ändern. Denken Sie nur an den aktuellen Fall des Kirchenasyls, wo es nicht gelingt, geltendes Recht durchzusetzen, weil selbst der SPD-Innensenator von seinen eigenen Parteifreunden und den Koalitionspartnern aus ideologischen Gründen regelrecht bekämpft wird (FREILICH berichtete). Rot-Grün-Links muss abgewählt werden, damit das Land Bremen eine Zukunft hat.

Wie hat Sie Ihr politischer Werdegang und die damit verbundene Kritik persönlich und politisch geprägt?

Kritik ist natürlich ein ständiger Begleiter in der Politik. Aber sie hat mich gelehrt, nicht vorschnell zu reagieren, sondern zuzuhören, abzuwägen und zu meinen Überzeugungen zu stehen, wenn ich glaube, dass sie dem Gemeinwohl dienen. Persönlich hat mich die Kritik stärker und widerstandsfähiger gemacht. Politisch hat sie mir gezeigt, wie wichtig es ist, einen klaren Kompass zu haben und gleichzeitig offen für konstruktiven Austausch zu bleiben.

Herr Lichtenfeld, vielen Dank für das Gespräch!


Zur Person:

Sven Lichtenfeld ist seit 2023 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Bis vor kurzem war er parteilos, davor war er Mitglied der AfD, dann der Bürger in Wut, wo er allerdings im Mai 2023 ausgeschlossen wurde. Seit Mittwoch ist er wieder Mitglied der AfD.

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