Flüchtlingshelferin an Regierung: „Nicht emotional erpressen lassen!“
In der Diskussion um die 13.000 Asylwerber aus dem abgebrannten Camp Moria hat sich nun die deutsche Flüchtlingshelferin und Bestseller-Autorin Katja Schneidt zu Wort gemeldet.
Vor knapp einer Woche kam es zu einem Großbrand im Asyllager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Laut Angaben der griechischen Behörden hatten Migranten mehrere Feuer gelegt – etwa 13.000 Migranten waren dadurch auf einem Schlag obdachlos. Unmittelbar danach entstand vor allem in Deutschland eine hitzige Debatte um den richtigen Umgang mit der Situation. Während die griechische Regierung die Migranten nicht auf das Festland lassen will, erklärt Deutschland sich bereit, 1.500 Asylwerber aufzunehmen (Die Tagesstimme berichtete).
„Bedenken Sie das!“
Nun wandte sich die Flüchtlingshelferin Katja Schneidt an die deutsche Bundesregierung. Die Sozialdemokratin hatte im Jahr 2016 ein viel beachtetes Buch („Wir schaffen es nicht“) zur Asylkrise veröffentlicht. In einem auf Facebook veröffentlichten offenen Brief hielt sie vor wenigen Tagen fest: „Was in Moria passiert, ist schlimm. Darüber gibt es nichts zu diskutieren.“ Aber aus ihrer Sicht gebe es bei der Aufnahme weiterer Asylwerber zwei Sichtweisen. Aus „humanitären Gründen“ würde Schneidt „am liebsten persönlich all das Elend dieser Welt lindern“ und den Menschen helfen.
Doch nach dem Großbrand in Moria hat sie Bedenken. „Wenn wir nun das Anzünden eines Flüchtlingslagers damit ‚belohnen‘, dass wir die Menschen hierher holen, dann hat das eine Signalwirkung, die dazu animieren wird, dass auch andere Flüchtlingslager in Flammen aufgehen! Bedenken Sie das!“ Echt Hilfe wäre hingegen die Bekämpfung von Fluchtursachen, wenn „die dortige Regierung das auch will und unterstützt. Sonst macht das keinen Sinn und wir können uns anstrengen, so viel wir möchten“, betont Schneidt.
Kinder als Druckmittel
Sie ist sich bewusst: „Diese Menschen wollen nach Europa. Sie, liebe Bundesregierung, haben mit ihrer völlig abstrusen Flüchtlingspolitik dafür gesorgt, dass diese Menschen wirklich dachten, dass sie hier erwartet werden und dass es für ein land wie Deutschland gar kein Problem ist, Millionen von Menschen aufzunehmen und für einen langen Zeitraum zu versorgen.“ Allerdings hätte „ein sehr großer Teil“ der Menschen, die 2015 nach Deutschland kamen, kein Asyl erhalten.
Außerdem meint Schneidt, dass Kinder bewusst eingesetzt würden, um nach Europa zu gelangen oder auch einer drohenden Abschiebung zu entkommen: „Diese Menschen haben schnell bemerkt, dass das Zauberwort ‚Kinder‘ heißt, welches hier Tür und Tor öffnet, und so kommt es, dass wir hier unzählige Flüchtlinge haben, die ein völlig falsches Geburtsdatum angegeben und sich 10 Jahre und mehr, jünger gemacht haben, als sie in Wirklichkeit sind.“ Das sei in deutschen Asylunterkünften nicht anders.“ Obwohl der Asylantrag abgelehnt wurde, wird ein Kind nach dem nächsten gezeugt, in der Hoffnung, dass eine Abschiebung dann nicht erfolgt und meistens haben diese Menschen damit Erfolg“, berichtet sie.
„Nicht emotional erpressen lassen“
Die Autorin verweist in dem offenen Brief auch auf ihre 30-jährige Erfahrung in der Flüchtlingshilfe hin. „Ich bin auch noch SPD-Mitglied, Muslimin seit 27 Jahren und mein Freund ist Araber.“ Aber gerade deshalb wisse sie um die Probleme, „die auf uns zukommen werden, wenn wir nicht anfangen, vernünftige Flüchtlingshilfe zu leisten und uns nicht ständig emotional erpressen lassen“. Und sie beendet ihr Schreiben mit einem Appell an die Regierung: „Lassen Sie den Riss, der durch die Bevölkerung geht, nicht noch größer werden!“
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