FPÖ triumphiert: Historischer Wahlsieg und neue Volkspartei
Nach dem Sieg der FPÖ bei den Nationalratswahlen am Sonntag hat Bundeskanzler Karl Nehammer erneut betont, nicht mit der FPÖ unter Kickl zusammenarbeiten zu wollen. Das könnte die Position der FPÖ weiter stärken, meint Stefan Juritz in seinem Kommentar.
Österreich erlebte gestern einen historischen Wahltag – und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Die FPÖ katapultierte sich mit dem besten Ergebnis ihrer Parteigeschichte erstmals auf Platz eins, die ÖVP musste die größten Verluste ihrer Geschichte hinnehmen und die SPÖ landete zum ersten Mal nur auf Platz drei.
Kickl als strahlender Sieger
Herbert Kickl wurde zum strahlenden Wahlsieger und kann sich in seinem Kurs voll bestätigt sehen. Dem FPÖ-Chef ist es in den vergangenen Jahren gelungen, seine Partei zu einer echten „Volkspartei“ zu machen, die über das klassische FPÖ-Stammklientel hinausreicht. Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass diesmal sogar Frauen mehrheitlich FPÖ gewählt haben. Auch die Befürchtungen mancher, der „radikale“ Kickl-Kurs würde keine ÖVP-Wähler ansprechen, hat sich als falsch erwiesen: Laut Wählerstromanalyse des Foresight-Instituts kam es diesmal sogar zum größten Wähleraustausch von der ÖVP zur FPÖ in der Geschichte.
Nehammer und die „Kraft der Mitte“
Das hindert ÖVP-Chef Karl Nehammer freilich nicht daran, noch am Wahlabend die „Kraft der Mitte“ zu beschwören – auch wenn diese „Mitte“, wie die sinkenden Zustimmungswerte für ÖVP und SPÖ zeigen, immer mehr in Auflösung begriffen ist. Erwartungsgemäß scheint aber auch das deutliche Wahlergebnis Nehammer noch nicht dazu bewogen zu haben, seinen Kickl-Boykott aufzugeben. Vielmehr dürfte die ÖVP mit der SPÖ (und vielleicht den Grünen oder NEOS) eine Anti-Kickl-Koalition der Wahlverlierer schmieden. Ob die ÖVP in einer solchen Koalition – man denke nur an das Thema Migration – tatsächlich Stimmen von der FPÖ zurückgewinnen kann, ist allerdings mehr als fraglich.
Von der „Brandmauer“ gegen die Kickl-FPÖ werden vor allem die Blauen profitieren. Bei der nächsten Landtagswahl in der Steiermark zeichnet sich bereits die nächste Klatsche für die ÖVP ab. Und irgendwann müssen auch in der ÖVP (und in der SPÖ) personelle Konsequenzen gezogen werden ...