Keine Umbenennungen: Grazer Straßennamen bekommen Erklärtafeln
Nach einer mehrjährigen Prüfung aller Grazer Straßen- und Platznamen durch eine Historikerkommission will die schwarz-blaue Stadtregierung ein Maßnahmenpaket umsetzen, das Zusatztafeln und Aufklärung vorsieht.
Graz. Knapp vier Jahre lang hatte eine Historikerkommission die Grazer Straßen- und Platznamen historisch geprüft. Der Abschlussbericht umfasst mehr als 1.000 Seiten und listet 82 kritisch zu betrachtende Namen auf, 20 davon wurden gar als „höchst bedenklich“ eingestuft. Umbenennungen soll es aber keine geben. ÖVP und FPÖ wollen stattdessen ein Maßnahmenpaket umsetzen, das Zusatztafeln und Aufklärung vorsieht.
Aufklärung zu Straßennamen
Insgesamt werden 793 personenbezogene Straßen bzw. Plätze mit je zwei Erklärungstafeln ausgestattet, wie die Krone berichtet. Die Texte kommen dabei vom Kulturamt der Stadt Graz. Außerdem wird auf www.graz.at eine Info-Seite eingerichtet, wo der Hintergrund zu Straßenbenennungen zu finden sein wird. Auch der vollständige Historikerbericht und eine Kurzfassung werden dort abrufbar sein. Weiters ist für das Geodatenportal im Internet eine neu adaptierte Straßenkarte eingefügt worden. Auf dieser Karte kann per Mausklick die Beschreibung der Historikerkommission zu den jeweiligen Straßennamen gelesen werden.
Zudem sollen alle Grazer Volksschul-, Neue-Mittelschul- und Gymnasiumsbibliotheken mit jeweils zehn Stück Straßennamenbüchern ausgestatten werden. Das Lehrpersonal könne somit im Sachkunde- und Geografieunterricht auf alle Grazer Straßennamen eingehen.
Geschichte „Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit“
Pro Jahr sollen 70 bis 90 Straßen und Plätze Erklärungstafeln erhalten. „Dieses Projekt ist auf die kommenden zehn Jahre ausgerichtet“, so Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Gestartet werde mit den belasteten Namen. „Auch wenn wir auf Teile unserer Geschichte nicht immer stolz sind, sie sind ein Teil unserer gemeinsamen Vergangenheit. Wir wollen die Geschichte nicht auslöschen, sondern wir wollen aufklären, durch Bildung vor allem bei unseren Kindern und Jugendlichen.“
FPÖ-Klubobmann Armin Sippel erklärte, dass die FPÖ die „Arroganz der Gegenwart“ ablehne, die sich anmaße, „Personen der Vergangenheit aus heutiger Sicht zu beurteilen“. Dennoch seien die Zusatztafeln zu allen personenbezogenen Straßennamen ein „Erklärungsmodell“, „das dem interessierten Beobachter eine Anleitung zur Geschichte der Stadt Graz“ gebe. „So etwas begrüßen wir als FPÖ immer“, betont Sippel.