Pfarrer fordert mehr Respekt und Schutz für Migranten im Kirchenasyl
Eine russische Familie, die sich zunächst in Niedersachsen im Kirchenasyl befand, wurde Mitte Mai nach Barcelona abgeschoben. Nun hat sich sogar die niedersächsische Innenministerin mit Kirchenvertretern getroffen.
Uelzen. – Mehr Respekt für Migranten im Kirchenasyl hat Pastor Tobias Heyden aus dem niedersächsischen Uelzen gefordert, nachdem eine russische Familie aus dem Kirchenasyl abgeschoben wurde. Heyden betonte, dass Migranten in solchen Einrichtungen sicher sein müssten. Er zeigte sich besorgt über den „rauen Ton“ in der Flüchtlings- und Migrationspolitik, wie er der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte. Die Abschiebung der russischen Familie nach Barcelona am 13. Mai sei für sie ein traumatisches Erlebnis gewesen. Nach der ersten Nacht in einem Obdachlosenheim erhielten sie Unterstützung von einer Hilfsorganisation. Dennoch versuche die Familie nun, sich in Barcelona zurechtzufinden, wünsche sich aber eine Rückkehr nach Deutschland, so Heyden.
Die Familie lebte seit Februar im Kirchenasyl, nachdem sie vor der Einberufung von Vater und Sohn aus Russland geflohen war. Der Versuch, in Deutschland Asyl zu beantragen, scheiterte an ihrem spanischen Visum. Um der drohenden Abschiebung nach Spanien zu entgehen, suchte die Familie Schutz bei der St. Michaelis-Kirchengemeinde in Bienenbüttel. Die Gemeinde hatte den Fall sorgfältig geprüft und auf die gesundheitlichen Probleme der Mutter sowie die Integrationschancen der Familie hingewiesen. Die Tochter besuchte das Lessing-Gymnasium in Uelzen, für Vater und Sohn lagen Arbeitsangebote vor.
Migranten müssen „sicher sein“
Der Vorfall war Anlass für ein Treffen der niedersächsischen Innenministerin mit Vertretern der evangelischen Kirche, der Landesaufnahmebehörde und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, das am Dienstag stattgefunden hat. Pastor Heyden äußerte die Hoffnung, dass dieses Treffen dazu beiträgt, dass das Kirchenasyl wieder respektiert wird.
Das Kirchenasyl, bei dem Kirchengemeinden oder Ordensgemeinschaften Migranten vorübergehend aufnehmen, um eine drohende Abschiebung zu verhindern, hat eine lange Tradition. Es ist aber zunehmend umstritten, vor allem zwischen Behörden und Kirchen. Die katholische Kirche bezeichnet sie als letztes Mittel, um unzumutbare Härten abzuwenden. Die meisten Schutzsuchenden im Kirchenasyl sind sogenannte Dublin-Fälle, die eigentlich in das EU-Ersteinreiseland zurückgeschickt werden müssten. Nach Ablauf der Überstellungsfrist ist jedoch Deutschland für den Asylantrag zuständig.