Sachsen-Anhalt stellt Lehrer ohne Abitur ein
In Sachsen-Anhalt fehlen rund 1.000 Lehrer. Eine Lücke, die sich über den herkömmlichen Weg des Lehramtsstudiums nicht schließen lässt. Nun sollen Seiteneinsteiger den Mangel verringern.
Magdeburg. - Die Landesregierung will die Voraussetzungen für einen Seiteneinstieg in den Lehrerberuf in Sachsen-Anhalt noch weiter absenken. In bestimmten Fächern sollen demnächst auch Personen ohne Abitur vor den Klassen stehen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kann sich das nur verbunden mit einem verpflichtenden Programm zur Fortbildung vorstellen.
Erste Ausschreibungen bereits im Mai
Wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtete, will Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) bereits im Mai Stellen an Sekundarschulen ausschreiben lassen, die Nicht-Akademikern offen stehen. Die Einsatzgebiete seien auf Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft sowie künstlerisch-musische Fächer begrenzt. Ein Einsatz in den Kernfächern sei bislang nicht geplant. Wer geeignet ist, wird laut Bericht anhand der Berufsausbildung oder Meisterprüfung entschieden. Bislang durften Lehrer ohne Abitur und Hochschulabschluss nur an Berufsschulen lehren.
Gewerkschaft reagiert skeptisch auf Pläne
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat skeptisch auf Sachsen-Anhalts Pläne reagiert, Personen ohne Abitur als Seiteneinsteiger an Sekundarschulen einzustellen. „Ich hoffe, dass es hier bei Einzelfällen bleibt“, sagte GEW-Landeschefin Eva Gerth MDR Sachsen-Anhalt am Montagmorgen. Für sie ist der Vorstoß Ausdruck des steigenden Drucks, den Elternvertreter auf das Bildungsministerium ausüben. Es zeige sich auch ein Stück weit Verzweiflung darin, so Gerth weiter.
Sie könne dennoch mit dem Ansatz für bestimmte Fächer leben, zumal Menschen aus der Praxis Sekundarschüler womöglich besser „anpacken“ könnten. Allerdings brauche es unbedingt ein verpflichtendes Fortbildungs-Programm für solche Seiteneinsteiger ohne Abitur, betonte die GEW-Chefin. „Wir können diese Menschen nicht ins kalte Wasser werfen.“ Zudem müsse vorab nicht nur die fachliche Eignung der Kandidaten gut geprüft werden, sondern auch das menschliche Vermögen, mit Kindern umzugehen. „Das Bildungsministerium muss sich daneben aber noch mehr einfallen lassen gegen den Lehrermangel. Eine höhere Zahl von Schulverwaltungs-Assistenten zum Beispiel“, forderte Gerth.