VdU als NSDAP-Erbe? Historiker Lothar Höbelt widerspricht Spiegel-Kritik an FPÖ
In einem Artikel mit dem Titel „Wie rechtsextrem ist die FPÖ“ behauptete der Spiegel kürzlich, die FPÖ sei aus einer Nachfolgepartei der NSDAP hervorgegangen. Der Historiker Lothar Höbelt nimmt in seinem Kommentar für FREILICH dazu Stellung.
In meinen Jugendtagen gab es in der Krone das berühmte Bildrätsel, wo man sich auf die Suche nach fünf Fehlern begeben sollte, die das linke Bild vom rechten unterschieden. Das bundesdeutsche Feuilleton unserer Tage stellt die Krone dar, was die Anzahl der Fehler betrifft, mit Leichtigkeit in den Schatten. Freilich: Was, Travnicek, haben Sie sich denn erwartet? Überraschend ist allenfalls, wie sehr der böse Wille – den man Spiegel und Konsorten gegenüber allem Nicht-Linken doch wohl unterstellen darf – immer noch hoffnungslos zurücksteht hinter der bloßen Ignoranz.
Unterstützung durch CIC und SPÖ
Der Verband der Unabhängigen (VdU) war also „eine Nachfolgeorganisation der NSDAP“? Deshalb wurde er auch vom amerikanischen CIC (Spionagewabwehrkorps, Anm. d. Red.) tatkräftig unterstützt – logisch, nicht wahr? Und der SPÖ-Innenminister hat sich dafür stark gemacht, dass die Labour Party ein gutes Wort für ihn einlegt. Der spätere Staatsvertragskanzler Julius Raab entwarf dafür mit ihm ein gemeinsames Programm und wollte ihn in die Regierung bringen – das gelang zwar nicht, aber die Unterstützung des VdU trug immerhin dazu bei, dass er seinen Finanzminister Kamitz behalten konnte, der maßgeblich zum Wirtschaftswunder beigetragen hat.
Dem Spiegel etwas beibringen zu wollen, wäre verlorene Liebesmüh. Oder, um es mit einem hübschen Zitat zu sagen, das mir unlängst in einem Wallenstein-Roman begegnete: „Ich bedaure, Eure unschuldsvolle Seele für gelenkiger im Begreifen gehalten zu haben.“ Doch vielleicht täte die Erinnerung daran, wie es wirklich gewesen ist, Anno 2024 auch den Epigonen Raabs und des VdU gut, wenn es darum geht, was sich heute aus der Gnade des Souveräns alles machen ließe, wenn man bloß nicht auf Justament-Standpunkten beharrt.