Wirbel um Scherz von Kramp-Karrenbauer über „drittes Geschlecht“
Bei einer Faschingsrede am vergangenen Donnerstag witzelte die CDU-Vorsitzende auch über die Genderpolitik in Berlin – und erntete nun Kritik von mehreren Seiten.
Stockach. – Die Unionschefin war in diesem Jahr der Stargast des traditionsreichen Stockacher Narrengerichts, welches bereits seit dem 14. Jahrhundert jährlich stattfindet und zu den wichtigsten Fasnachtsveranstaltungen in Baden-Württemberg. In ihrer Büttenrede als ‚Angeklagte‘ – zeigte sich Kramp-Karrenbauer bestens gelaunt von einer humorvollen Seite – allerdings nicht zur Freude aller.
Witz über Berliner „Latte-Macchiato-Fraktion“
Insbesondere ein vermeintlicher Witz über Intersexuelle rückt die gebürtige Saarländerin nun ins Zentrum der Kritik. Unter anderem spottete sie bei ihrem satirischen Auftritt über die gesellschaftlichen und politischen Zustände in der Bundeshauptstadt Berlin. Unter tosendem Beifall witzelte sie dabei über die Einführung von Toiletten für das mittlerweile rechtsgültig eingeführte „dritte Geschlecht“:
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) beim Stockacher Narrengericht
„Wer war denn von euch vor Kurzem mal in Berlin? Da seht ihr doch die Latte-Macchiato-Fraktion, die die Toiletten für das dritte Geschlecht einführen. Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder noch sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist diese Toilette.“
Obwohl die Äußerungen während einer Live-Sendung des SWR fielen, dauerte es zumindest bis Samstag, dass erste Reaktionen aus der Politik folgten. Diese fielen dafür dann umso deutlicher aus – und zwar sowohl aus Berlin als auch auf Bundesebene.
Berliner Bürgermeister moniert fehlende „Haltung“
So äußerte sich etwa Michael Müller (SPD), der regierende Bürgermeister von Berlin, auf Twitter ablehnend. Seiner Ansicht nach zeige der Auftritt, dass die Unionsvorsitzenden „in Diskriminierungsfragen eine dem Amt und der Funktion angemessen Haltung“ vermissen lasse.
Berliner Kultursenator: „Stammtischniveau“
Noch schärfer schoss dessen Stellvertreter Klaus Lederer (Die Linke). In seiner Funktion als Kultursenator steht dieser derzeit wegen einer als pauschalisierend geltenden Broschüre über den Umgang mit angeblichen „rechten Störern“ selbst im Zentrum öffentlicher Kritik – Die Tagesstimme berichtete.
Dennoch teilte Lederer nunmehr kräftig gegen Kramp-Karrenbauer aus. Ihre humoristische Darbietung sei ein „Trauerspiel“, sie denunziere damit Menschen „auf Stammtischniveau“, weil diese nicht der „geltenden Machonorm“ entsprächen.
Auch Bundespolitiker empören sich
Auch in der Bundespolitik sorgte der Witz der Unionschefin für einigen Unmut. So twitterte etwa Jens Brandenburg, der FDP-Fraktionssprecher für die Anliegen von Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen (LSBTI), über seine Fremdscham. Es müsse möglich sein eine humorvolle Narrenrede zu halten „ohne platt auf Minderheiten einzudreschen“.
Grünen-Politiker fordert Entschuldigung
Sven Lehman, Sprecher für Queer-Politik der Grünen-Bundestagsfraktion schrieb überhaupt einen offenen Brief an die Unionschefin. Darin fordert er sie dem RBB zufolge zu einer öffentlichen Entschuldigung auf. Er erinnerte darin an die hohe Selbstmordrate unter Trans- und Intersexuellen.
Insgesamt habe ‚AKK‘ seiner Ansicht nach die „Möglichkeit und Verpflichtung“, sich für eine „diskriminierungsfreie Gesellschaft“ einzusetzen. Er empfindet ihre Äußerung als „herablassend, diskriminierend und „verächtlich machend“ und sei mit dieser Bewertung nicht alleine.
Rückendeckung aus AfD und Union
Naturgemäß wenig Verständnis für den Aufruhr hatte man im eigenen Lager. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger erinnerte etwa, ebenfalls auf Twitter, an den Rahmen der Äußerungen bei einer Faschingsveranstaltung.
Auch bei der AfD sprang man der sonst ungeliebten Mitbewerberin zur Seite. Gleich mehrere Spitzenpolitiker der patriotischen Partei bekundeten ihre Verwunderung über den Aufschrei. Am kreativsten betätigte sich dabei der sachsen-anhaltische Landesgruppensprecher im Bundestag, Martin Reichardt. In Gedichtform echauffierte er sich über die „heilige Kuh“ der „queergrünen Blockwarte“.
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