Wunsch nach Turbulenzen für den Mittelstand? – Höcke widerspricht Medienberichten
Kurz vor der Landtagswahl in Thüringen sorgt eine Wahlkampfveranstaltung der AfD für Aufsehen: Der Thüringer AfD-Chef Höcke soll dem deutschen Mittelstand wirtschaftliche Turbulenzen gewünscht haben. Auch CDU-Chef Voigt reagierte darauf, doch Höcke widerspricht den Darstellungen.
Erfurt. – Wenige Tage vor der Landtagswahl in Thüringen, bei der die AfD laut Umfragen stärkste Kraft werden könnte, berichten mehrere deutsche Medien über eine Wahlkampfveranstaltung in Sömmerda, bei der der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke aufgetreten ist und dem deutschen Mittelstand „schwere wirtschaftliche Turbulenzen“ gewünscht haben soll. Auch der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt bezog sich in einem seiner Beiträge auf X auf diese Darstellungen und schoss gegen die AfD. Höcke selbst widerspricht den Darstellungen in den Medienberichten. Er habe nicht dem Thüringer Mittelstand Turbulenzen gewünscht, sondern den federführenden Unternehmen der Anti-AfD-Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“.
Kampagne ist „pure Heuchelei“
„Made in Germany – Made by Vielfalt“ ist eine Kampagne des Unternehmers Timm Mittelsten Scheid, Geschäftsführer von Vorwerk, die bereits 2019 ins Leben gerufen wurde und an der sich mittlerweile über 40 deutsche Familienunternehmen beteiligen, die vor der Wahl in Ostdeutschland zum Engagement gegen Populismus und für Vielfalt in Deutschland aufrufen. Auf der Wahlkampfveranstaltung bezeichnete Höcke die Kampagne als „pure Heuchelei“. Denn Unternehmen wie Vorwerk, Miele und STIHL, die sich an der Kampagne gegen die AfD beteiligten, hätten keine Standorte in Thüringen und würden Deutschland verlassen. „Diese Unternehmen fliehen vor Bürokratie, Steuerlast und Energiepreisexplosion und bekämpfen mit der AfD die einzige mittelstandsfreundliche Alternative zum Altparteienkartell, die die Deindustrialisierung Deutschlands stoppen würde“, schreibt Höcke unter einem Ausschnitt seiner Rede, den er in seinem Telegram-Kanal teilte. Dennoch würden sich die Unternehmen „in heuchlerischer Art und Weise“ in den Thüringer Landtagswahlkampf einmischen.
Höcke betonte in seiner Rede auch, dass er immer bewusst Produkte gekauft habe, die in Deutschland hergestellt wurden, „weil ich Qualität haben wollte und ich wollte vor allen Dingen – und das ist auch der wirtschaftspolitische Ansatz der AfD – dass das Geld im Land bleibt, dass das Geld unseren Leuten zugute kommt“. Noch vor einem halben Jahr habe er eine Kettensäge von STIHL gekauft, das würde er heute nicht mehr tun. Es sei sicher ein gutes Produkt und er wolle auch nicht zum Boykott aufrufen, „aber Solidarität ist dann bei mir auch irgendwann einmal ein Fremdwort“.