Frankreich ehrt brutal ermordeten Lehrer mit höchstem Orden
Der Lehrer war am vergangenen Freitag von einem mutmaßlichen Islamisten angegriffen und enthauptet worden.
Paris. – Der in Frankreich von einem mutmaßlichen Islamisten ermordete Geschichtslehrer Samuel Paty soll mit der höchsten nationalen Auszeichnung Frankreichs – dem Orden der Ehrenlegion (Legion d’Honneur) – ausgezeichnet werden. So solle seiner gedacht werden, sagte Bildungsminister Jean-Michel Blanquer heute dem TV Sender BFM. Die Gedenkfeier wird morgen in der Sorbonne-Universität stattfinden.
Große Anteilnahme
Am Sonntag gingen in der französischen Hauptstadt Tausende Menschen aus Solidarität auf die Straßen. Der Platz der Republik, der nach der Terrorserie im Jänner 2015, zu der auch der Anschlag auf die Zentrale des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ zählte, zu einem zentralen Ort der Anteilnahme nach Terroranschlägen geworden war, war dicht gefüllt. Viele Menschen hielten Schilder, auf denen „Je suis Prof“ und „Je suis enseignant“ (Dt.: „Ich bin Lehrer“) stand, in die Höhe.
Schließung von Moschee
Indes hat Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin die Schließung einer Moschee in einem Vorort von Paris angeordnet. Die betroffene Moschee, die ab Mittwochabend sechs Monate lang geschlossen bleiben soll, habe auf Facebook ein Video geteilt, in dem der Unterricht des getöteten Lehrers angeprangert wurde, sagte der Minister gestern dem Sender TF1. Am selben Tag gab es zudem nach Ministeriumsangaben 34 Polizeioperationen gegen Menschen und Vereinigungen, die dem islamistischen Spektrum nahestehen sollen. Mit dem Mord an dem Lehrer stünden die Islamisten „nicht unbedingt in Verbindung“, sagte Darmanin. Vielmehr zielten die Einsätze darauf ab, „eine Botschaft zu vermitteln: nicht eine Minute Aufschub für die Feinde der Republik“.
Mögliche Ausweisungen
Nach dem neuen Vorfall bereitet Frankreich Insidern zufolge die Ausweisung von 231 mutmaßlichen Extremisten vor. Innenminister Gerald Darmain habe die örtlichen Behörden darum gebeten, die Ausweisung anzuordnen, hieß es am Sonntag aus Polizeigewerkschaftskreisen. Von den 231 Personen seien 180 im Gefängnis, 51 sollten festgenommen werden. Vom Innenministerium gibt es diesbezüglich noch keine Bestätigung.
Der 47-jährige Lehrer war am Freitag in einem Vorort von Paris von einem mutmaßlichen Islamisten angegriffen und enthauptet worden. Der tatverdächtige 18-Jährige mit tschetschenischen Wurzeln wurde von der Polizei erschossen. Nach Stand der Ermittlungen wurde Paty getötet, weil er in einer Unterrichtsstunde zum Recht auf Meinungsfreiheit vor 13-jährigen Schülern Mohammed-Karikaturen verwendet hatte. Bisher wurden im Zusammenhang mit dieser Tat mehr als zehn Personen verhaftet, Details wurden aber nicht veröffentlicht.