Lager Lipa geschlossen: Verlegung von Migranten blockiert
Hunderte Migranten warten in Bussen auf ihre Verlegung. Sie sollen in eine ehemalige Kaserne gebracht werden.
Sarajevo. – Vor wenigen Tagen hat die Internationale Organisation für Migration (IOM) das Aufnahmelager Lipa in der Nähe der bosnischen Stadt Bihać geschlossen. Gestern sollten nach Medienberichten rund 800 verbliebene Migranten mit insgesamt elf Bussen aus dem Lager weggebracht werden. Das genaue Ziel war laut dem regionalen TV-Sender N1 zunächst noch unklar. Nach unbestätigten Berichten sollten die Busse die Migranten nach Sarajevo bringen. Doch die Verlegung wurde blockiert.
Polizeiliche Ermittlungen wegen Brand laufen
Der Innenminister von Bosnien und Herzegowina, Selmo Cikotić, teilte indes laut N1 mit, dass die Migranten in einer ehemaligen Kaserne der bosnischen Armee in Bradina, 45 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Sarajevo, untergebracht werden sollen. Die örtlichen Behörden und Bewohner sind allerdings gegen diesen Plan.
Bei der geplanten Verlegung am Dienstag seien auch Vertreter des Innenministeriums und der Grenzpolizei präsent gewesen. Es sei höchste Zeit, dass die Menschen „nicht mehr in der Kälte frieren und menschenwürdig untergebracht werden“, so Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer. Auch Menschen auf der Flucht hätten Rechte, die es zu wahren gelte. Nachdem die Schließung des Lagers eingeleitet worden war, hatte eine Gruppe wütender Migranten laut IOM-Mitarbeitern Feuer gelegt und damit mehrere Zelte und auch einen Container zerstört. Die Ermittlungen der bosnischen Polizei hierzu laufen aber noch.
Viele Migranten rund um Lager
Neben den Migranten, die sich nunmehr in den Bussen nahe des Lagers Lipa befinden, sollen sich laut Schätzungen außerdem rund 2.000 weitere Migranten in provisorischen Unterkünften oder leerstehenden Häusern rund um das verlassene Lager aufhalten. In den nächsten drei bis vier Monaten soll das Lager Lipa jedoch auf Vordermann gebracht werden, sodass die eigentliche Kapazität voll ausgeschöpft werden kann.
Die Region rund um die Stadt Bihać und der Kanton Una-Sana üben wegen der unmittelbaren Nähe zum EU-Land Kroatien eine große Anziehungskraft auf Migranten aus. Durch Bosnien verläuft ein Zweig der sogenannten Balkanroute, über die Migranten aus der Türkei nach Westeuropa zu gelangen versuchen. Erst jüngst hatte die Europäische Union die Lage in Bosnien als „alarmierend“ bezeichnet. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung vor Ort schon seit Jahren unter der Migrationskrise an der bosnische-kroatischen Grenze leidet und keine Migranten mehr mitten in der Stadt haben möchte.