Nächstes griechisches Asyl-Lager brennt: Droht ein Domino-Effekt?

Etwa eine Woche nach dem verheerenden Brand im Migranten-Lager Moria auf Lesbos betraf es diesmal ein ebenfalls überfülltes Lager auf der Insel Samos.
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Nächstes griechisches Asyl-Lager brennt: Droht ein Domino-Effekt?

Screenshot (Video Fareid Atta): Twitter

Etwa eine Woche nach dem verheerenden Brand im Migranten-Lager Moria auf Lesbos betraf es diesmal ein ebenfalls überfülltes Lager auf der Insel Samos.

Samos. – Das betroffene Camp Vathy ist eigentlich für 650 Personen ausgelegt – derzeit beträgt die Auslastung aber 700 Prozent, sprich etwa 4.600 Menschen. Wie der oberösterreichische Wochenblick am Dienstagabend unter Berufung auf griechische Medien berichtete, standen zu jenem Zeitpunkt zwar noch keine Zelte in Brand, die Lage sei aber gefährlich.

Auch in Samos ist gezielte Legung wahrscheinlich

Diesmal soll die Verhängung einer Corona-Quarantäne über die Einrichtung den Ausschlag gegeben haben, erneut steht eine Brandstiftung im Raum. Die Polizei nahm der FAZ zufolge mehrere Männer wegen des Verdachts, das Feuer gelegt zu haben fest. Die Motivlage ist offiziellen Informationen zufolge allerdings noch völlig unklar.

Mittlerweile ist der Brand unter Kontrolle, auch weil der Wind das Feuer vom Lager weg auf karge Felder trieb und somit ein katastrophales Inferno wie auf Lesbos verhinderte. Die Kunde über die Feuersbrunst machte die Runde, nachdem ein freier Journalist ein Video auf Twitter teilte. Dieses hatte Mittwoch am Vormittag bereits 140.000 Aufrufe.

Griechische Politik warnte vor Nachahmung

Längst angelaufen ist dafür die polit-mediale und gesellschaftliche Diskussion über den neuerlichen Brand. Nachdem die griechische Politik andere europäische Staaten vor einer Aufnahme von Migranten aus Moria warnte – in der Sorge, es könnte zu Nachahmungstaten kommen – sehen konservative und patriotische Stimmen sich und diesen Standpunkt nun als bestätigt an.

Zuletzt symbolisierte etwa Deutschland seine Bereitschaft, mindestens 1.500 Migranten aufzunehmen. Das Land, das nach Schweden und noch vor Österreich seit 2015 die zweithöchste Quote an Asylwerbern pro Kopf aufnahm, gilt als Wunsch-Destination vieler Migranten. Entsprechend scharf kritisierten Vertreter der deutschen Opposition wie die AfD-Mandatarin Joana Cotar die Rolle der bundesdeutschen Regierung.

Linke Politiker sehen Behördenversagen

Ganz anders fällt die Bewertung zumindest in Teilen auf der linken Seite aus. Der deutsche Grünen-Politiker Erik Marquardt, der sich seit Jahren auch für Asyl-NGOs engagierte, sieht die Behörden als Schuldige für den nächsten Brand. Der deutsche Linken-Mandatar Michel Brandt äußerte sich beinahe deckungsgleich. Zur Einordnung: In Moria war keine Lager-Quarantäne, sondern die versuchte Isolierung von 35 positiv getesteten Migranten der Auslöser für die feurigen Unruhen.


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Moria: Deutschland will rund 1.500 Migranten aufnehmen (15.09.2020)

Brand in Moria: „Die Regierung darf sich nicht erpressen lassen!“ (Kommentar, 12.09.2020)

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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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