„Nicht inklusiv“: An Frankreichs Schulen geht’s dem Gendern an den Kragen
Die Frage nach vermeintlich geschlechtergerechter Sprache ist eine, die in westlichen Ländern seit Jahren für hitzige Diskussionen sorgt. Obwohl sich weite Teile der Bevölkerung damit nicht oder kaum identifizieren können, wird Gender-Sprache in immer mehr Gesellschaftsbereichen zur erwarteten Norm. In Frankreich mehren sich nun die Bestrebungen, dem einen Riegel vorzuschieben.
Paris. – Denn dort möchte Bildungsminister Jean-Michel Blanquer die sogenannte écriture inclusive – wörtlich also „inklusive Schriftsprache“ – aus den Schulen verbannen. Die Begründung: Sie sei eben alles andere als inklusiv, grenze vielmehr aus. Analog zum Genderstern setzen Franzosen beim Gendern einen Medianpunkt mitten ins Wort, der für alle erdenklichen Geschlechter-Identitäten stehen soll.
Verbot in Verwaltung soll auch für Schulen gelten
Blanquer glaubt, dass dieser Medianpunkt ein Problem beim schulischen Schrifterwerb darstellt: „Wenn man Punkte mitten in Wörter setzt, erschwert das die Aufgabe, unsere Sprache an alle zu vermitteln“. Das gelte insbesondere bei Kindern, die Legastheniker sind, so der Bildungsminister aus der Macron-Partei La République en Marche (LREM). Dies berichtete Le Figaro am Montag.
Bereits seit 2017 gilt ein Verbot der Gender-Schreibweise im Verwaltungsbereich, das auf eine Verordnung des früheren parteilosen Premierminister Edouard Philippe zurückgeht. Blanquer will diese Regelung nun auf Bildungszwecke ausweiten. Schon vor einiger Zeit befand er: „Wir müssen zu den Grundlagen von Wortschatz und Grammatik zurückkehren.“ Der Genderpunkt verkompliziere dies unnötig.
Schließt Gender-Sprache in Wirklichkeit aus?
Der Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Der Verein Non à l’écriture inclusive sammelte über 50.000 Unterschriften gegen die Gendersprache. Daraufhin ergriff Sophie Audugé, die Generalsekretärin der Organisation SOS Education, das Wort und forderte die Verantwortlichen zum Handeln auf. In drei Jahren des Nachdenkens und des Austausches mit Experten – so lange gilt die „inklusive Sprache“ in den Schulen – sei sei zu einem negativen Urteil über dieses Instrument gekommen.
Sie verweist dabei auf die Bedürfnisse gerade behinderter Kinder: „Es scheint uns heute, dass ‚inklusives Schreiben‘ gerade Kinder mit kognitiven Einschränkungen sowie Hör- und Sehbehinderungen stark diskriminiert. Damit schließt diese Sprachform mehr Leute aus, als sie tatsächlich einschließt“.