Weil sie Le Pen wählen will: Hilfsorganisation wirft Freiwillige raus
Eine Französin hat in einer Umfrage ihre Unterstützung für den Rassemblement National öffentlich gemacht. Dies hatte für die Frau Konsequenzen
Perpignan. – Skandal in Frankreich: Nachdem eine französische Freiwillige namens Colombe (60), Wählerin des Rassemblement National (RN), bei einer Straßenumfrage der Organisation Restos du Cœur (Restaurants des Herzens, eine französische Initiative, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt, Anm. d. Red.) eine emotionale Rede gehalten und sich dabei als Wählerin der nationalen Partei RN geoutet hatte, wurde sie von der Organisation entlassen. Ihr öffentliches Auftreten und ihre politischen Äußerungen erregten den Unmut der Organisation, für die sie ehrenamtlich tätig war. Berichten zufolge kann sie nun nicht mehr als Freiwillige in ihrer Heimatstadt Perpignan arbeiten.
Die Geschichte von Colombe, die am 1. Mai auf einer Kundgebung von Marine Le Pen auftrat und anschließend in einem Video ihre politischen Überzeugungen darlegte, sorgte landesweit für Aufsehen. Colombe lächelt zunächst, ist dann aber plötzlich zu Tränen gerührt. „Ich beziehe Sozialhilfe und wir haben es schwer zu leben, wir können die Rechnungen nicht bezahlen, wir haben Gerichtsvollzieher, wir werden von allen Seiten bedroht“, sagt die 60-Jährige bei einer Straßenumfrage von TFI auf der RN-Veranstaltung. „Es gibt keine Arbeit, keine Fabrik“, fügte sie hinzu, um zu erklären, dass „wir hier eine enorme RN-Wahlquote haben und wir alle wütend sind, wir alle haben es schwer“. Ihr Auftritt wurde von Millionen Menschen gesehen, auch von Sympathisanten linker politischer Strömungen.
Aus dem Freiwilligendienst entlassen?
Trotz der breiten Diskussion in der politischen Arena zeigte sich Restos du Cœur enttäuscht über die politischen Enthüllungen Colombes. Der nationale Sprecher der Organisation betonte die Bedeutung der politischen Neutralität für die Freiwilligen. Colombe habe sich nach mehreren Warnungen entschieden, sich aus dem Freiwilligendienst zurückzuziehen. Es gibt jedoch auch lokale Berichte, dass sie abrupt abgezogen wurde. Die nationale Leitung von Restos du Cœur bezeichnet den Vorfall als „interne Angelegenheit“ und versucht, eine übermäßige Medienpräsenz zu vermeiden.
Die Geschichte erinnert an Entwicklungen in Deutschland. Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch hatte kürzlich gesagt: „Wer aus Überzeugung AfD wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten“ und weiter: „Wer sich für die AfD engagiert, muss gehen“.