Aus für Bargeld? Digitaler Euro soll in vier Jahren kommen
Ganz trivial sei es nicht, das Thema umzusetzen, aber vier Jahre seien ein realistischer Zeithorizont, ist der Chef der deutschen Bundesbank sich sicher.
Laut dem Präsidenten der deutschen Bundesbank wird der digitale Euro schon in wenigen Jahren zum Alltag der Menschen gehören. In etwa vier Jahren „werden wir mit dem digitalen Euro bezahlen können“, prognostiziert Joachim Nagel. „Ganz trivial ist es ja nicht, das Thema umzusetzen, aber das ist, glaube ich, ein realistischer Zeithorizont“, sagte Nagel im Gespräch mit Danyal Bayaz, Finanzminister aus dem Bundesland Baden-Württemberg (Grüne), in der neuesten Ausgabe des ministeriumseigenen Finanzpodcasts „Cäshflow – ein Podcast über Geld und Politik“.
„Stabile Alternative zu Kryptowährungen“
Der digitale Euro soll eine Art digitales Bargeld darstellen und neben Münzen und Scheinen überall zum Einsatz kommen. Er soll offizielles Zahlungsmittel werden, das bis auf wenige Ausnahme auch jedes Geschäft akzeptieren müsste. Anders als mit den Münzen und Scheinen im echten Portemonnaie, sind die digitalen Euros dabei in einem digitalen Geldbeutel, in einer Wallet-App auf dem Handy, gespeichert. Der Bezahlvorgang soll ähnlich ablaufen wie bei Google oder Apple Pay. Nutzer sollen damit dann sowohl online als auch offline zahlen können.
Die Einführung einer virtuellen europäischen Währung böte laut Nagel eine stabilere Alternative zu sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, deren Kurse oft schwanken. Der Grund: Der digitale Euro ist eins zu eins an den Euro gekoppelt. Zudem bekäme Europa mit einem digitalen Euro ein eigenes Angebot für digitale Zahlungen als Alternative zu Zahlungsdienstleistern, die nicht in Europa beheimatet sind wie etwa PayPal. Es sei „doch ganz logisch, dass die Notenbanken mit einer digitalen Währung ihr Produktangebot ergänzen und für eine sichere Infrastruktur sorgen“, sagte Nagel. „Die Menschen, aber auch die Banken, die wir benötigen für den digitalen Euro, werden bald sehen, dass der digitale Euro neue Chancen bietet, neue Finanzprodukte, die finanzielle Inklusion erhöht.“ Er sei sicher, dass „auch der digitale Euro wie der Euro selbst eine Erfolgsgeschichte werden“ wird.
Frage nach Anonymität
Es gibt allerdings auch viel Kritik am digitalen Euro. Der größte betrifft die Frage der Anonymität. Unterstützer des digitalen Euros erklären zwar, dass zur Zahlung mit der digitalen Währung nur die absolut notwendigen Daten gespeichert werden, allerdings ist jetzt schon klar, dass etwa Ermittlungsbehörden darauf Zugriff erhalten sollen. Die größte Befürchtung der Kritiker liegt vor allen Dingen darin, dass der digitale Euro, schrittweise den echten physischen Euro ablösen soll. Die EZB beteuert zwar, dies sei nicht geplant, aber solche Sorgen werden damit nicht zerstreut.
Aus diesem Grund hat etwa die Slowakei erst unlängst das Recht auf Bargeldzahlungen in der Verfassung verankert. „Es ist sehr wichtig, dass wir uns in Zukunft gegen jegliche Anordnungen von außen zur Wehr setzen können, die darauf abzielen, den digitalen Euro als einzige Zahlungsform einzuführen“, sagte Miloš Svrček, einer der Abgeordneten, die die Verfassungsänderung einbrachten.
FPÖ will Bargeld schützen
Auch in Österreich steht man dem digitalen Euro teils skeptisch gegenüber. So will Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) den Entwurf der EU-Kommission erst noch abwarten und analysieren. „Die Sensibilität des Projekts darf nicht übersehen werden“, erklärte er. Er verwies darauf, dass es einen „ersichtlichen Mehrwert“ für den Bürger brauche, „sonst macht das keinen Sinn“. „Es muss auch sichergestellt werden, dass es sich wenn dann nur um eine Ergänzung des Bargelds als Zahlungsmittel handelt und dass Bargeld als Zahlungsmittel unangetastet bleibt.“ Auch die Privatsphäre der Bürger müsse geschützt werden.
Die FPÖ geht einen Schritt weiter und fordert eine Volksbefragung über den Schutz des Bargeldes in der Verfassung und des Rechts auf Bargeldzahlung. „Unter dem Vorwand der Korruptions- und Terrorismusbekämpfung sind Obergrenzen für Bargeldzahlungen geplant, bis unsere Geldscheine und Münzen endgültig vom ‚digitalen Euro‘ ersetzt werden“, warnte FPÖ-Chef Herbert Kickl vor wenigen Tagen.