Griechenland verlässt nach acht Jahren Euro-Rettungsschirm
Nach acht Jahren verlässt das hochverschuldete Griechenland am heutigen Montag das Kreditprogramm des Euro-Rettungsschirms ESM.
Wie die Kronen Zeitung berichtet, ist das südeuropäische Land damit nach drei Hilfspaketen und insgesamt 289 Mrd. Euro an vergünstigten Krediten nicht mehr auf internationale Finanzhilfen angewiesen. Damit wurde Griechenland damals vor einem Staatsbankrott bewahrt – allerdings zu einem hohen Preis. Im Gegenzug verpflichtet sich Griechenland zu weitreichenden internen Reformen einschließlich Kürzungen sozialer Leistungen und Steuererhöhungen. Ein großer Anteil der Hilfszahlungen floss dabei in die Rettung griechischer Banken.
Wirtschaftslage unverändert schlecht
Deshalb und weil die Wirtschaftskraft des Landes in diesem Zeitraum um 25 Prozent schrumpfte, fühlt sich die Schuldenfreiheit ihrer Heimat für viele Griechen wie ein Pyrrhussieg an. Die Arbeitslosigkeit beträgt weiterhin über 20 Prozent, die meisten Arbeitnehmer müssen mit einem Viertel weniger an Gehalt auskommen. Auch die Staatsverschuldung ist mit 180 Prozent der Wirtschaftsleistung im europäischen Vergleich am höchsten. Etwa 400.000 Akademiker und Fachkräfte haben das Land in der jüngeren Vergangenheit verlassen.
Ex-Finanzminister Varoufakis sieht Lage weiter kritisch
Aus diesem Grund sieht etwa der ehemalige griechische Finanzminister Giannis Varoufakis gegenüber der Bild die Krise nicht als überstanden an. Er kritisiert dabei, dass die Sparvorgaben sowohl Investitionen aus der Wirtschaft als auch den Konsum behindert hätten. Weiterhin würden viele Firmen in die Insolvenz schlittern, die Menschen im Land seien insgesamt ärmer. Bereits im Ministeramt gehörte der Linkspolitiker (SYRIZA) zu den schärfsten Gegnern der EU-Finanzhilfen.
Griechenland weiterhin unter Beobachtung
Auch nach dem Ende des ESM-Rettungsschirms steht Griechenland unter strenger Überwachung seiner Partner in der Eurozone. Bis 2022 muss Griechenland vorweisen, dass es einen jährlichen Primärüberschuss von 3,5 Prozent erreichen kann – das ist das Haushaltsplus ohne die Kreditrückzahlungen. Erreicht das Land dieses Ziels, soll es weitere Schuldenerleichterung geben. Als schwieriger gilt unter Experten das längerfristige Ziel, bis 2060 einen Primärüberschuss von 2,2 Prozent aufrechtzuerhalten.