Hoher Papierverbrauch: Rewe will künftig auf Werbeprospekte verzichten

In einem ersten Schritt will Rewe ab Anfang August die Auflage der Prospekte um vier Millionen Stück senken.
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Hoher Papierverbrauch: Rewe will künftig auf Werbeprospekte verzichten

Symbolbild: Rewe-Markt / Bild: Triplec85, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons (Bild zugeschnitten)

In einem ersten Schritt will Rewe ab Anfang August die Auflage der Prospekte um vier Millionen Stück senken.

Berlin. – Am Mittwoch kündigte die Supermarktkette Rewe an, bald auf Prospekte verzichten zu wollen. „Zum 1. Juli 2023 wird der Druck und die Verteilung der Prospekte eingestellt.“ Zuvor hatte schon die große Baumarktkette Obi ein Ende der Papierprospekte angekündigt. Seit Juni verzichtet das Unternehmen bereits auf diese.

Prospekte als Werbemittel sehr beliebt

In Deutschland gehören Prospekte und Handzettel noch zu den am meisten verbreiteten Werbemitteln. Abermillionen Exemplare landen jede Woche in den Briefkästen. Für die Händler sind sie ein besonders attraktives Werbemedium. „Viele Familien lesen sie samstags am Frühstückstisch. Sie werden aktiv konsumiert – und das macht sie für den Handel so wertvoll. Das ist etwas ganz anderes, als wenn man mit Fernsehwerbung, Radiospots oder Online-Bannern berieselt wird und das mehr oder weniger unwillig über sich ergehen lässt“, berichtet Jens-Peter Gödde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH).

Wie die FAZ berichtet, lesen nach einer repräsentativen Umfrage von IFH Media Analytics 90 Prozent der Menschen in Deutschland zumindest gelegentlich gedruckte Prospekte – gut drei Viertel aller Befragten sogar jede Woche. Für Handelsketten ist der Verzicht auf Prospekte und Handzettel also nicht ohne Risiko. Gleichzeitig kommt von Umweltorganisationen Kritik an der genannten Werbemethode: „Die milliardenfache Herstellung gedruckter Werbung führt zu Unmengen unnötigen Abfalls, verschwendet Ressourcen und heizt massiv den Klimawandel an“, klagt etwa die Deutsche Umwelthilfe.

Ressourceneinsparung möglich

Hinzu kommt, dass die dramatisch gestiegenen Papierkosten den Druck auf die Händler erhöhen, andere Wege in die Köpfe der Kunden zu finden. Allein Rewe lässt nach eigenen Angaben bisher wöchentlich rund 25 Millionen Handzettel verteilen. Rewe-Chef Lionel Souque betonte, mit dem Verzicht auf Prospekte reduziere man den CO2-Fußabdruck massiv. Die Umstellung spare mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr. Der Konzern will in Zukunft deshalb stärker auf digitale Kanäle und Anzeigen in klassischen Medien setzen statt auf Prospekte. Schon ab Anfang August will Rewe die Auflage der Prospekte um vier Millionen Stück senken.

„Papierprospekte nicht mehr zeitgemäß“

Der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Leif Miller, würdigte den Schritt von Rewe als „wichtige Entscheidung zum Wohle der Natur, der hoffentlich viele Wettbewerber im Lebensmitteleinzelhandel folgen werden.“ Andere Branchen sind allerdings schon etwas weiter. Die Baumarktkette Obi verzichtet seit Juni auf Prospekte. „Die Herstellung und Bedruckung von Papier sowie die Verteilung der Prospekte kosten viel Energie, Chemie, Wasser und natürlich Bäume. Das passt nicht mehr in die heutige Zeit“, betonte das Unternehmen und verwies stattdessen auf die eigene App, die inzwischen von drei Millionen Kundinnen und Kunden heruntergeladen worden sei.

Nach Einschätzung des Branchenkenners Gödde ist der Verzicht auf Werbeprospekte für Lebensmittelhändler jedoch eine noch größere Herausforderung als für Baumärkte. „Da gibt es viele Leute, die mit seiner Hilfe ihren Wocheneinkauf planen und entscheiden, wo sie diesmal einkaufen“, sagt er. Angesichts der steigenden Preise für Lebensmittel und dem Bemühen vieler Verbraucher, ihr Geld zusammenzuhalten und Sonderangebote zu nutzen, dürften die Prospekte aktuell noch an Bedeutung gewinnen, glaubt er.

Über den Autor

Monika Šimić

Monika Šimić wurde 1992 in Zenica (Bosnien und Herzegowina) geboren. Die gebürtige Kroatin wuchs in Kärnten auf und studierte Übersetzen mit der Sprachkombination Russisch und Englisch in Graz.

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