Impfstoffboom vorbei – Biontech verzeichnet 700 Millionen Verlust
Nach Milliardengewinnen schreibt Biontech 2024 einen Nettoverlust von 700 Millionen Euro. Gleichzeitig baut das Unternehmen Hunderte von Arbeitsplätzen ab – unter anderem in Marburg.
Biontech will künftig mehr in Krebsforschung investieren.
© IMAGO / DreamstimeMainz/Marburg. – Das Mainzer Unternehmen Biontech plant einen drastischen Stellenabbau am Produktionsstandort Marburg. Von den derzeit 670 Vollzeitstellen sollen 250 bis 350 wegfallen. Grund ist nach Unternehmensangaben die sinkende Nachfrage nach dem Covid-19-Impfstoff.
Auch der Standort im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein ist vom Abbau betroffen. Insgesamt sollen in Europa und Nordamerika bis Ende 2027 zwischen 950 und 1.350 Arbeitsplätze abgebaut werden. Gleichzeitig investiert Biontech verstärkt in die Entwicklung neuer Krebsmedikamente, insbesondere in kostenintensive klinische Studien.
Mainz als neuer Schwerpunkt
Während in Marburg Arbeitsplätze abgebaut werden, soll der Stammsitz in Mainz gestärkt werden. Dort will Biontech neue Arbeitsplätze schaffen. Laut aktuellem Quartalsbericht verzeichnete das Unternehmen 2024 einen Nettoverlust von rund 700 Millionen Euro – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Gewinnen der Vorjahre: 2022 lag der Gewinn noch bei 9,4 Milliarden Euro, 2023 noch bei 930 Millionen Euro.
Trotz der geplanten Kürzungen betont Biontech die Bedeutung des hessischen Standorts: „Marburg bleibt ein wesentlicher Bestandteil des BioNTech-Netzwerks.“ Die Anlage soll zu einem Exzellenzzentrum ausgebaut werden, das größere Chargen von mRNA für klinische Studien herstellt. „Wir sehen mRNA weiterhin als eine wichtige Säule in unserer Pipeline“, so der Geschäftsführer.
Marburgs Oberbürgermeister zeigt sich besorgt
Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies (SPD) bedauert den Stellenabbau und die Verunsicherung der betroffenen Mitarbeiter. Die Stadt bedauere den angekündigten Stellenabbau sehr und die damit verbundene Belastung für die Mitarbeitenden in Marburg, die jetzt Sorge hätten, wen es im Werk trifft, sagte Spies der Hessenschau.
Gleichzeitig betont er die Bedeutung Marburgs als starken Wirtschafts- und Pharmastandort. Hochqualifizierte Fachkräfte seien ohnehin rar, fügte er hinzu. Die Stadt werde alles tun, um die Betroffenen zu unterstützen. Spies ist zuversichtlich, dass Marburg auch in Zukunft eine zentrale Rolle im Biontech-Verbund spielen wird.
Investitionen in Krebsmedikamente
Biontech hat bereits vor der Coronapandemie an mRNA-basierten Krebstherapien geforscht. Für 2026 rechnet das Unternehmen mit der ersten Zulassung eines Krebsmedikaments. Besonders weit fortgeschritten ist Biontech bei der Entwicklung von Präparaten gegen Blasen- und Darmkrebs. Für letzteren erwartet das Unternehmen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres wichtige neue Studiendaten.
Trotz der aktuellen Einsparungen investiert Biontech weiter in den Standort Marburg. Im Jahr 2023 wurden 40 Millionen Euro in eine neue Anlage zur Herstellung von Plasmid-DNA – einem zentralen Ausgangsstoff für mRNA-Impfstoffe – investiert.