Bildersturm: Linke Experten wollen Lueger-Denkmal vom Sockel holen

Die Debatte um das Denkmal zu Ehren des Wiener Altbürgermeisters geht weiter. Die Befürworter einer Schleifung argumentieren dabei gerne mit der historischen Verantwortung. Denn: Karl Lueger, von 1897 bis 1910 Bürgermeister in Wien, war nicht nur für seine rege Bautätigkeit und Modernisierung der Stadt bekannt, sondern bediente auch – damals leider salonfähige – antisemitische Klischees im Wahlkampf.
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Bildersturm: Linke Experten wollen Lueger-Denkmal vom Sockel holen

Das Karl-Lueger-Denkmal in Wien. Bild: Bwag / CC BY-SA [Bild zugeschnitten]

Die Debatte um das Denkmal zu Ehren des Wiener Altbürgermeisters geht weiter. Die Befürworter einer Schleifung argumentieren dabei gerne mit der historischen Verantwortung. Denn: Karl Lueger, von 1897 bis 1910 Bürgermeister in Wien, war nicht nur für seine rege Bautätigkeit und Modernisierung der Stadt bekannt, sondern bediente auch – damals leider salonfähige – antisemitische Klischees im Wahlkampf.

Wien. – Eine sogenannte „Expertenrunde“ rund um die linke NGO #aufstehn plädiert nun dafür, das Denkmal von seinem Sockel zu holen. Die siebenköpfige Kommission aus den Fachbereichen Kultur, Architektur und Zeitgeschichte schicken sich an, der Stadt eine Empfehlung zu geben. Kampagnen-Leiterin Jasmin Chalendi, ehemals für die SPÖ-nahe Studentenorganisation VSStÖ als Leiterin der ÖH Uni Wien aktiv, erklärte hierzu: „Das Ehrendenkmal eines bekennende Antisemiten kann so sicher nicht stehen bleiben“. Der Debatte vorausgegangen war im Vorjahr ein hitziger Streit um das Denkmal.

Vom Sockel holen, um Ehrencharakter zu streichen

Sie möchte daher, dass das Denkmal seinen „Ehrencharakter“ verliert, indem man zumindest die Figur Luegers von ihrem mächtigen Sockel holt. Bei der Frage zur Zukunft der Bronzestatue – Verfrachtung in ein Museum oder „künstlerische Überformung“ vor Ort – konnte die „Expertenrunde“ sich nicht einigen. Ein solcher Schritt könne erst im Zuge einer ganzheitlichen Neugestaltung des Platzes geschehen. Als zentralen Schritt sieht die Kommission dabei die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Platzes.

Einen Bildersturm erkennt der ebenfalls eher linksgerichtete Historiker Florian Wenninger darin nicht: „Wir wollen Lueger nicht aus der Stadtgeschichte tilgen, sondern wir wollen die gesamte Geschichte erzählen“. Und da könnten dessen kommunale Verdienste des Bürgermeisters nicht aufwiegen, „was Lueger und seine politischen Nachfolger durch Hetze gegen Minderheiten angerichtet haben“.

Experten stehen großteils politisch links

Auch weitere Teile der „Expertengruppe“ besitzen eine einschlägig linkslastige Biographie. So etwa die Architektin Gabu Heindl, die der Standard im Vorjahr als „seit Jahren eine der politisch aktivsten Architektinnen Wiens“ beschrieb. Sie sieht „keinen demokratisch legitimierten Grund, warum irgendein Platz einem Antisemiten Ehre gebieten sollte“.

Weiters sind Elke Krasny von der Akademie der bildenden Künste, Kunsthistorikerin Mechtild Widrich sowie eine Aktivistin der „Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen“ von der Rolle. Das bekannteste Gesicht der „Experten“ ist sicherlich Zeithistoriker Oliver Rathkolb, welcher wie andere Akteure der Gruppe der SPÖ nahesteht. Diese Partei stellt wiederum pikanterweise den Bürgermeister und ist Seniorpartnerin der rot-pinken Stadtkoalition.

Debatte durch „Black Lives Matter“ aufgefrischt

Die Debatte um den „Bauherrn von Wien“ – er zeichnete etwa für die Hochquellenwasserleitung und den Ausbau der Straßenbahn als Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs verantwortlich ist ewig jung. Die Verteidiger seiner Ehrung verweisen auf seine großen Verdienste für die Bundeshauptstadt – und die Kritiker auf die von ihnen aus dem zeitgeschichtlichen Kontext gerissenen, potenziell problematischen ideologischen Versatzstücke.

Nachdem Lueger 2012 bereits seinen Abschnitt der Ringstraße verlor, verblieben sein Denkmal und der nach ihm benannte Platz im 1. Bezirk. Seit Jahren war dies Linken ein Dorn im Auge, aber erst im Windschatten der „Black Lives Matter“-Proteste nahm die Diskussion wieder fahrt auf. Vorreiter des modernen Bildersturms war, dass in Bristol die Statue eines auch in der Sklaverei tätigen städtischen Wohltäters ins Hafenbecken gestürzt wurde.

Linker und rechter Aktionismus rund ums Denkmal

Danach nahmen einschlägige ‚Aktivisten‘ weitere Denkmäler in ganze Europa ins Auge. Davon waren unterschiedlichste Persönlichkeiten betroffen – darunter etwa Otto von Bismarck. Überall in der westlichen Welt wurden Denkmäler bei Farbanschlägen durch Linksradikale teilweise schwer beschädigt. Vielerorts gab es Forderungen, angeblich nicht mehr zeitgemäße Statuen zu schleifen. In Wien konzentrierte sich die ganze Energie auf das Lueger-Denkmal.

Gleich mehrmals kam es dabei zu Attacken auf dieses, woraufhin patriotische Aktivisten nächtelang Wache hielten. Nur wenige Tage nach deren Abzug folgte der nächste Angriff. Im Herbst erhielt die Causa dann weitere Brisanz, als ein linkes Künstlerkollektiv goldene Betonletter mit dem Wort „Schande“ anbrachte und eine symbolische „Schandwache“ abhielt. Das wiederum ließ eine Gruppe rechter Aktivisten nicht auf sich sitzen – und schritt ihrerseits zu Werke.

Hitzige Szenen während patriotischer Wache

Direkt vor den Augen der symbolischen Wächter der verewigten Schmieraktion klopften sie die Beton-Letter mit Hammer und Meißel herunter. Im Umkehrschluss sahen dann ein linker Journalist des Standard in der Entfernung der Schrift als „Zerstörung des umgestalteten Denkmals“. Übrigens: Der Rektor der Akademie der bildenden Künste stellte sich gegen die „Umgestaltung“, da er sie als eine „Einladung zur Diskussion“ sah.

Keine Diskussion, dafür hitzige Szenen spielten sich in der Folge rund um die Statue ab. Denn als patriotische Aktivisten das Lueger-Denkmal erneut in der Nacht bewachten, versuchte sie eine Gruppe von Linksextremisten daran zu hindern. Nach einer eindeutigen Drohung („Ein Baum, ein Strick, ein Nazi-Genick“) attackierte der Antifa-Mob das Auto eines Denkmal-Bewachers – Tagesstimme berichtete.

Weiterlesen:

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Über den Autor
Julian Schernthaner

Julian Schernthaner

Der studierte Sprachwissenschafter wurde 1988 in Innsbruck geboren und lebte sieben Jahre in Großbritannien. Vor kurzem verlegte er seinen Lebensmittelpunkt ins malerische Innviertel, dessen Hügel, Wiesen und Wälder er gerne bewandert.

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