Der Balenciaga-Skandal

Die Modemarke Balenciaga verursachte mit verstörenden Fotos einen großen Aufschrei: Man fotografierte in einer Kampagne Kleinkinder mit BDSM-Teddys und Kindersexpuppen. Nun ruderte Balenciaga zurück.

Kommentar von
19.12.2022
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2 Minuten Lesezeit
Der Balenciaga-Skandal

Samira Kley

Luxusmodemarke Balenciaga wird unter dem Hashtag #BalenciagaGate seit ihrer Feiertagskampagne, die im November dieses Jahres veröffentlicht wurde, scharf kritisiert. Teil des Projekts waren verstörende Bilder von Kleinkindern, die Teddybären in Bondage-Kleidung bei sich trugen. In einer weiteren Kampagne der Frühjahrs- und Sommerkollektion 2023, in der Balenciaga mit Adidas kooperierte, wurde das Bild eines Schreibtisches mit verschiedenen Dokumenten über den Supreme Court Fall United States vs. Williams gezeigt. In diesem Prozess wurde der PROTECT Act, ein Gesetz zum Schutz vor und gegen die Verbreitung von Kinderpornografie dargestellt. Während viele Prominente den Skandal auffallend still hinnahmen, berichteten tausende Influencer auf TikTok und YouTube über die Geschehnisse.

Kim Kardashians Stellungnahme

Eine bekannte Person, die sich dazu äußerte, ist Multimillionärin und Model der Marke, Kim Kardashian:

“I have been quiet for the past few days, not because I haven’t been disgusted and outraged by the recent Balenciaga campaigns, but because I wanted an opportunity to speak to their team to understand for myself how this could have happened.”

“As a mother of four, I have been shaken by the disturbing images.

“The safety of children must be held with the highest regard and any attempts to normalize child abuse of any kind should have no place in our society — period.”

“I appreciate Balenciaga’s removal of the campaigns and apology. In speaking with them, I believe they understand the seriousness of the issue and will take the necessary measures for this to never happen again.”

Kardashian suggeriert, dass eine einfache Entschuldigung die sexualisierten Kinderfotos rechtfertigen würde. Außerdem stellt sie nicht klar, ob sie die Zusammenarbeit beendet.

In Hollywood herrscht scheinbar ein für Außenstehende wenig nachvollziehbarer Wertekanon. Denn viele Twitter- und Instagram-Nutzer reagierten empört auf Kardashians Stellungnahme, die einige Fragen offenlässt. Nachdem die Aufmerksamkeit der gesamten Öffentlichkeit auf die geschmacklosen Kinderbilder gerichtet war, entdeckte man das Instagram Profil der ehemaligen Balenciaga-Stylistin Lotta Volkova, auf dem sie Fotos von Kindern in sexuellem und gewalttätigem Kontext veröffentlicht.

Ein Bild zeigt ein an einen Stuhl gefesseltes und geknebeltes Mädchen, ein anderes eine Person mit Horrormaske und einem schreienden und sichtbar verängstigtem Baby im Arm. Nach einem Shitstorm ist ihr Profil nun privat. Volkova und Kollege Demna Gvasalia, Balenciagas Kreativdirektor, sprachen einst in einem Interview mit VICE davon, mit Kinderpornografie aufgewachsen zu sein.

Kindermannequins als Sexobjekte

Besorgniserregend ist außerdem der Fall des Francois Pinault, Ehemann der Schauspielerin Salma Hayek. Er ist der CEO von Kering, der Muttergesellschaft von Balenciaga, Adidas und vielen weiteren Luxusmodelabels. Außerdem betreibt Pinault das Auktionshaus Christies Auction House. Dort verkaufte er unter anderem „Kunstwerke“ der Brüder Jake und Dinos Chapman, welche schon in der Vergangenheit negativ mit Projekten auffielen, in denen blutverschmierte Kinder in sexuellem Kontext zu sehen waren.

Erwerben konnte man jüngst, für schlappe 140.000 US-Dollar, das Kunstobjekt „Fuck Face“, es zeigt einen kleinen Jungen mit erigiertem Penis anstelle an einer Nase und einem Anus anstelle des Mundes. Ein weiteres äußert teuer gehandeltes Werk der Chapman-Brüder ist „Two Faced Cunt“. Es zeigt ein Kind mit 2 Köpfen, zwischen denen eine Vagina platziert wurde. Verkauft wurde die Figur für mehr als 111.000 US-Dollar.

Balenciaga hat die Bilder entfernt

Zu Kering gehören weitere Marken, wie Yves Saint Laurent, Gucci, Puma oder Alexander McQueen. Letztere veranstaltete 1995 eine Fashionshow mit dem Namen „Highland Rape“, in der Models in zerrissener Kleidung verstörend posierten.

Balenciaga hat die brisanten Fotos mittlerweile vom Netz genommen und sich in einer Erklärung vom 22. November öffentlich entschuldigt. Man hätte die Plüschbären nicht zusammen mit Kindern ablichten dürfen. Dagegenhalten kann man, dass die Kinder selbst in Fetischkleidung, wie Netzoberteilen oder abschließbaren Halsbändern abgelichtet wurden. Eine Prüfung des Balenciaga Gate durch US-Behörden scheint nicht in Sicht.


Zur Person:

Samira Kley, geboren 1994, publizierte in den vergangenen Jahren in einigen konservativen Medien. Die Mutter zweier Kinder interessiert sich vor allem für die Themen Islam, Migration und Frauen- bzw. Familienpolitik. Kley ist Aktivistin beim Frauenkollektiv Lukreta.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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