Erzbischof: „Flüchtlinge als Bedrohung darzustellen, hilft nur Populisten“

Der Hamburger Erzbischof hat bereits in der Vergangenheit mit Äußerungen zum Thema Migration aufhorchen lassen. Nun warnt er davor, die Aufnahme von Flüchtlingen in erster Linie als Bedrohung darzustellen.

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Erzbischof: „Flüchtlinge als Bedrohung darzustellen, hilft nur Populisten“

Der Hamburger Erzbischof ist Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz.

© IMAGO / Günther Ortmann

Hamburg. – Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße ist Sonderbeauftragter für Flüchtlingsfragen und Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz. Im Interview mit katholisch.de warnt er nun davor, die Aufnahme von Flüchtlingen in erster Linie als Bedrohung darzustellen. Wer das tue, spiele den Populisten in die Karten, so Heße. Nötig seien lösungsorientierte Ansätze. „Dazu gehört auch ein gesellschaftlicher Bewusstseinswandel, der die Schutzbedürftigkeit der betroffenen Menschen ins Zentrum rückt“.

Heße spricht sich für Reform aus

Heße wies in dem Interview auch auf die Notwendigkeit einer Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems hin, „die einem besseren Flüchtlingsschutz und einer größeren Solidarität zwischen den EU-Mitgliedstaaten dient“. Keine Lösung seien große Lager in den Erstaufnahmestaaten, „wo Menschen teils unter haftähnlichen, oft menschenunwürdigen Bedingungen monatelang ausharren müssen“. Stattdessen plädiert Heße für eine zügige Registrierung und Weiterverteilung auf andere EU-Staaten. Ebenso müssten bürokratische Strukturen überwunden werden, „ddie Menschen zur Untätigkeit zwingen und durch die ihnen grundlegende soziale Rechte verweigert werden“. Es müsse darum gehen, den Menschen eine konkrete Perspektive auf gesellschaftliche Teilhabe zu geben.

Angesprochen auf die Forderung von Unionsfraktionschef Friedrich Merz, nur noch wirklich Verfolgten Asyl zu gewähren und mehr Länder zu sicheren Herkunftsstaaten zu erklären, um Menschen direkt dorthin zurückschicken zu können, sagte Heße, er sei auf seiner Reise in Griechenland und der Türkei Menschen begegnet, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ihre Heimat verlassen mussten. „Wer mit geflüchteten Menschen spricht, der merkt schnell: Oft liegen sehr individuelle Schutzbedarfe vor, die eine sorgfältige Prüfung des Einzelfalls unbedingt notwendig machen“, so der Erzbischof.

Heße polarisierte mit Äußerungen zum Thema Migration

Heße hatte bereits vor einigen Jahren mit Äußerungen zum Thema Migration für Aufsehen gesorgt. So sagte er damals nach dem Manöver der deutschen Kapitänin Carola Rackete, die mit der Sea-Watch 3 und Migranten aus Libyen an Bord trotz eines Verbots der italienischen Behörden den Hafen von Lampedusa anlief: „Wer wie die Kapitänin ein Menschenleben rettet, steht in der Nachfolge Jesu.“ Erst Ende vergangenen Jahres hatte er außerdem gefordert, dass sich „Einwanderungsländer wie Deutschland“ aktiv um eine Kultur der Einbürgerung bemühen sollten.

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