Medienskandal: Wie aus Helly Hansen Heil Hitler wird
Mehrere Screenshots aus Sozialen Netzwerken führten dazu, dass ein 16-jähriges Mädchen aus Mecklenburg-Vorpommern von der Polizei aus dem Unterricht geholt wurde. Einer der Screenshots zeigte ein Kleidungsstück der Schülerin, das später in den Medien skandalisiert wurde.
Vor einigen Tagen machte der Fall der 16-jährigen Schülerin Loretta aus Mecklenburg-Vorpommern bundesweit Schlagzeilen. Der Direktor der Schule des Mädchens hatte wegen scheinbar nicht strafbarer Inhalte die Polizei verständigt. Diese rückte an und holte das Mädchen aus dem Unterricht. Anfang der Woche veröffentlichte die Welt die polizeiliche Beschreibung der Screenshots aus den Sozialen Netzwerken, die zum Polizeieinsatz geführt hatten. Auf dem ersten Bild ist die Jacke der 16-Jährigen zu sehen. Dazu schreibt die Polizei, dass auf dem Kleidungsstück die Buchstaben „HH“ aufgestickt sind. Dass es sich um eine Jacke der Bekleidungsmarke Helly Hansen handelt, erwähnt die Polizei nicht. Wenig später ist in mehreren Medienberichten von den Buchstaben „HH“ zu lesen, allerdings mit dem Zusatz, dass diese für „Heil Hitler“ stünden.
Kritiker sprechen von „Vernichtungskampagne“
In den Sozialen Medien gibt es scharfe Kritik an der „Vernichtungskampagne“ gegen das Mädchen. „So funktioniert es. Aus einer Jacke wird ein schwerer und für das Mädchen traumatisierender und zerstörerischer Vorwurf konstruiert – von staatlichen Stellen. Der Polizeieinsatz war ein schwerer Fehler. Die nun folgende Vernichtungskampagne gegen eine Minderjährige, um das linke Narrativ und die Verantwortlichen zu schützen und von ihren Fehlern abzulenken, ist unverzeihlich und kriminell“, schreibt etwa Julian Reichelt.
Den kompletten Screenshot wolle er nicht zeigen, „da er auch nach Einschätzung der Behörden nichts von strafrechtlicher Relevanz enthält“. Zudem handle es sich um die Kommunikation einer Minderjährigen, die besonderen Schutz genießen müsse. Es sei hier aber erkennbar von öffentlichem Interesse, „wie durch aktive Medienarbeit von Behörden und Regierung zum Nachteil einer unbescholtenen Minderjährigen aus einer Helly-Hansen-Jacke ein 'Heil-Hitler'-Vorwurf“ konstruiert werde, so Reichelt weiter. „Wenn es irgendeinen Beleg für strafrechtlich relevantes Verhalten gäbe, das einen solchen Polizeieinsatz rechtfertigt, müsste die Landesregierung von MVP, aus der dieser Spin nach NIUS-Informationen stammt, im Nachhinein wohl kaum unhaltbare Vorwürfe konstruieren, die geeignet sind, die schulische Karriere und seelische Gesundheit einer Minderjährigen zu stören oder gar zu zerstören.“
Unbekannter „Nazicode“
Die Junge Freiheit (JF) weist in ihrer ausführlichen Recherche darauf hin, dass auch Politiker gerne Jacken der Marke Helly Hansen tragen und verlinkt auf einen Beitrag von JF-Chefredakteur Dieter Stein auf X, der ein Foto von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt. Auf der Jacke zu sehen: „HH“, also das Logo der Bekleidungsmarke.
Neben dem vermeintlichen Nazicode auf der Jacke des Mädchens wird in den Medienberichten auch auf einen Zahlencode, nämlich 1161, hingewiesen, den die Screenshots zeigen und der „im Internet“ laut Polizei für „Anti-Antifa“ stehen soll. Die JF weist in ihrem Bericht allerdings darauf hin, dass dieser Code weder bei der Bundeszentrale für politische Bildung noch in einer umfangreichen Broschüre der Konrad-Adenauer-Stiftung zu finden ist. Auch auf den Seiten der extrem linken Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS) findet sich der Zahlencode nicht.
AfD beantragt Aktuelle Stunde
Der Fall hat sogar den Bundestag erreicht. Das Vorgehen der Polizei im Fall der 16-Jährigen wird voraussichtlich am Freitag Thema im Bundestag sein. Wie die JF berichtet, hat die AfD am Dienstagabend beschlossen, eine Aktuelle Stunde mit dem Titel „Meinungsfreiheit und staatliche Einschüchterung“ zu beantragen. Bereits vor einer Woche war der Fall im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern diskutiert worden. Dabei verteidigte Innenminister Christian Pegel (SPD) das Verhalten des Schulleiters und der Polizisten. Die Verhältnismäßigkeit sei gewahrt worden, zudem habe man der Schülerin lediglich Grenzen aufgezeigt – und sie nicht in Handschellen abgeführt.
Die AfD hatte bereits nach Bekanntwerden des Falls das Vorgehen der Behörden kritisiert. „Der Fall in Mecklenburg-Vorpommern zeigt die Methodik auf, mit der die politische Elite gegen Andersdenkende vorgeht“, so AfD-Fraktionschefin Alice Weidel.