Nun sollen auch andere Landeshymnen „Nazi-Hintergrund“ haben
Die IG Autorinnen und Autoren will weitere problematische Landeshymnen identifiziert haben und bietet sich nun zur Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der genannten Hymnen an.
Vor wenigen Tagen hat ein Personenkomitee bestehend aus Autoren wie Robert Menasse, Doron Rabinovici und Gerhard Ruiss eine Neuausschreibung für die niederösterreichische Landeshymne gefordert, weil deren Verfasser Franz Karl Ginzkey nationalsozialistisch vorbelastet sei. Nun legte die IG Autorinnen Autoren am Montag in einem offenen Brief nach: Auch die Landeshymnen von Salzburg, Oberösterreich und Kärnten seien problematisch, heißt es.
„Schlusszeile einfach streichen“
Am einfachsten lasse sich die Kärntner Landeshymne ändern, so der Vorschlag in der Aussendung. Deren letzte Strophe, die der ursprünglichen Hymnenversion von Josef Taurer von Gallenstein nachträglich hinzugefügt worden sei, stammt von der Heimatdichterin Agnes Millonig, die ab 1933 NS-Mitglied gewesenen ist. Mit ihrer Schlusszeile „Das ist mein herrlich Heimatland“ habe diese das deutsche Heimatland gemeint. Man müsste diese Strophe einfach streichen.
In Oberösterreich hingegen identifiziert die IG Autorinnen Autoren den Textdichter Franz Stelzhamer als problematisch. Als „radikaler Antisemit“ habe jener in einem Essay etwa gefordert, dem jüdischen Bandwurm den Kopf abzuschlagen – er habe „also den Genozid an den Juden“ gefordert, folgern die Autoren. „Die von offizieller Seite zur Verteidigung des Hymnentextes eingenommene Haltung, die oberösterreichische Landeshymne sei durch die antisemitischen Ausfälle ihres Autors ein steter Anstoß, auch die Erinnerung an die Schatten unserer Geschichte lebendig zu halten, teilen wir keinesfalls“ – noch weniger im Herkunftsbundesland Adolf Hitlers. Kritisiert wird auch, dass der Hymnentext, der 1841 entstanden ist, „von einer starken Untertanenmentalität des Absolutismus geprägt“ sei. Im Falle einer Neuausschreibung müsste sich diese auf Grundlage der bestehenden Komposition „an alle richten, die sich vorstellen können, in oberösterreichischer Mundart eine Neufassung vorzulegen“.
IG will „Geschichte nicht canceln“
Was die Salzburger Landeshymne betrifft, so wird in der Aussendung sowohl am Komponisten Ernst Sompek als auch am Dichter Anton Pichler Kritik geübt. Sompek sei schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich illegales Parteimitglied gewesen, Pichler sei „kriegsverherrlichender Priester“ gewesen.
In dem offenen Brief an die Landeshauptleute gehe es „nicht darum, Geschichte zu canceln, es geht darum, historisch-politisch falsche Festlegungen nicht weiter fortzusetzen und im schlimmsten Fall vielleicht zu wiederholen“, heißt es im Schreiben. Die IG Autorinnen und Autoren betonte auch, dass sie zur Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung der genannten Hymnen bereit sei.