1,5 Millionen Fachkräfte jährlich – Fachkräfte wandern aus, nicht ein!

Immer öfter wird derzeit behauptet, man brauche Fachkräfte für das Sozial- und Wirtschaftssystem, deshalb müsse man sich um mehr Migration bemühen. Doch die Menschen, die zu uns kommen, sind nicht die, die wir brauchen, meint der stellvertretende FREILICH-Chefredakteur Bruno Wolters.

Kommentar von
17.7.2023
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3 Minuten Lesezeit
1,5 Millionen Fachkräfte jährlich – Fachkräfte wandern aus, nicht ein!
Nach Deutschland kommen vornehmlich keine Fachkräfte© IMAGO / onemorepicture

Deutschland brauche mehr Zuwanderung, um das Rentensystem zu retten, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kürzlich im ZDF-Sommerinterview. Auf die Frage, wie viel, verwies der Kanzler auf den Vorsitzenden des Sachverständigenrates, der die Bundesregierung berät. Demnach braucht Deutschland angesichts von Bevölkerungsrückgang und Abwanderung jährlich nicht weniger als 1,5 Millionen Zuwanderer. Wörtlich sagte Scholz: „Damit wir eine gute Zukunft haben, damit unser Arbeitsmarkt funktioniert, damit unsere Wirtschaft wächst, werden wir gute Fachkräfte, Arbeitskräfte von außerhalb Deutschlands brauchen – sonst sind die Renten nicht sicher. Und das muss man und darf man dann auch in Deutschland überall sagen und muss sich dem Streit stellen.“

Zuwanderung ist seit 2015 ein großes Thema in der Gesellschaft. Damals nahm Deutschland etwas mehr als eine Million Menschen auf, was die Sozialsysteme an die Grenzen ihrer Belastbarkeit brachte und den Aufstieg der AfD einleitete. Nun wollen der Sachverständigenrat und Scholz mindestens genauso viele Zuwanderer pro Jahr aufnehmen. Kein Grund zur Sorge, argumentieren deutsche Politiker heute, denn bei den angepeilten 1,5 Millionen handele es sich um Fachkräfte und ihre Familien und nicht um eine Flüchtlingswelle wie 2015. Woher sollen aber diese 1,5 Millionen Fachkräfte pro Jahr kommen? Auf diese Frage kann keiner eine Antwort geben – sie ist auch nicht zufriedenstellend zu beantworten.

Fachkräfte wandern aus Deutschland aus, nicht ein

Für uns Deutsche wird unsere Heimat immer unattraktiver. Jedes Jahr verlassen 180.000 von uns das Land, 75 Prozent von ihnen haben einen Hochschulabschluss und sind häufig zwischen 25 und 39 Jahre alt. Die Auswanderungsquote von 5,1 Prozent ist die dritthöchste unter den 38 OECD-Ländern. Nur die Briten und die Polen wandern stärker ab. Sie ist ein deutlicher Indikator dafür, dass qualifizierte Arbeitskräfte nicht nur nicht nach Deutschland kommen, sondern Deutschland sogar verlassen. Gleichzeitig haben 45 Prozent der Bürgergeldempfänger keinen deutschen Pass. Das zeigt, dass ein erheblicher Teil des derzeitigen Migrationssystems den Sozialstaat aushöhlt, statt ihn zu stärken. Damit wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt, in dem der Bedarf an höheren Steuern oder geringeren Sozialleistungen immer größer wird, was wiederum die Attraktivität des Landes für hochqualifizierte Zuwanderer verringert.

Warum sollte ein Hochbegabter oder eine Fachkraft nach Deutschland einwandern? Ein Vergleich: In den USA wurden 55 Prozent der Start-ups, die mit einer Milliarde Dollar oder mehr bewertet werden, von Einwanderern wie Elon Musk gegründet. Die USA leben von dem Ideal, dass jeder in die USA ziehen, sein eigenes Unternehmen gründen und innerhalb einer Generation an der Spitze eines milliardenschweren Firmenimperiums stehen kann. Das deutsche Angebot hingegen scheint zu sein, ins Land zu kommen, extrem hohe Steuern zu zahlen und die Renten der deutschen Rentner zu finanzieren, während man als Leistungsträger von Wirtschaftsflüchtlingen und Bürokratie drangsaliert wird. Seien wir ehrlich: Deutschland ist ein sehr leistungsfeindliches Land geworden. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Programmierer aus Taiwan oder Indien das attraktiver findet als die Möglichkeiten in Nordamerika.

Die Menschen, die jetzt zu uns kommen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach vor allem Nettoempfänger von Sozialleistungen. Eine dänische Studie hat 2018 die Beiträge von Migranten an den Staat berechnet. Das Ergebnis ist erschreckend: Während westliche und andere Migranten im Laufe ihres Lebens fast genauso viel in die Staatskasse einzahlen wie Dänen und damit auch Nettozahler von Sozialleistungen sind, bleiben Migranten aus muslimisch geprägten Ländern ein Leben lang Empfänger, aber keine Zahler. Für Deutschland steht noch keine solche Berechnung zur Verfügung, jedoch kann man ähnliche Zustände annehmen. Diese Menschen werden nicht die Renten in der Zukunft zahlen, Herr Scholz. Wir brauchen endlich eine Wende in der Migrationspolitik!


Zur Person:

Bruno Wolters wurde 1994 in Deutschland geboren und studierte Philosophie und Geschichte in Norddeutschland. Im Sommer 2020 war er Mitgründer des konservativen Onlinemagazins konflikt. Im Jahr 2021 folgte das Buch Postliberal im Verlag Antaios. Seit 2022 ist Wolters Redakteur bei Freilich. Seine Interessensgebiete sind Ideengeschichte und politische Philosophie.

Twitter: https://twitter.com/Bruno_Wolters

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
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