AfD Hessen unter Druck: JA und interne Spannungen sorgen für Unruhe
Die AfD Hessen steht vor einer Zerreißprobe: Ein TikTok-Video von Maximilian Müger und die Teilnahme der Jungen Alternative an einer umstrittenen Demonstration belasten das Verhältnis zur Jugendorganisation.
Wiesbaden. – In Hessen kommt es zu erheblichen Spannungen zwischen der AfD und ihrer Jugendorganisation, der Jungen Alternative (JA). Auslöser sind mehrere Ereignisse, die das Verhältnis zwischen Partei und Nachwuchsorganisation auf eine harte Probe stellen. Im Zentrum der Kontroverse steht ein TikTok-Video des AfD-Politikers Maximilian Müger, das sowohl parteiintern als auch von politischen Gegnern scharf kritisiert wird.
Maximilian Müger: TikTok-Video und Rücktritt
Maximilian Müger, AfD-Landtagsabgeordneter und stellvertretender Landesvorsitzender der JA Hessen, sorgte mit einem TikTok-Video, das er während eines Schießtrainings in Polen aufgenommen hatte, für erheblichen Unmut. In dem Video forderte er Waffenbesitz für Bürger und äußerte sich kritisch zur Migration. Trotz der kurzen Verfügbarkeit auf der Plattform wurde das Video heftig kritisiert. Müger erklärte später, das unbearbeitete Video sei nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen. Unter internem Druck trat er wenig später von seinen Ämtern als Vorsitzender der AfD im Kreis Offenbach und als stellvertretender Landesvorsitzender der JA Hessen zurück. Die AfD Hessen distanzierte sich von dem „unsäglichen Video“, nachdem sie sich zunächst hinter ihren Abgeordneten gestellt hatte (FREILICH berichtete).
Neben den innerparteilichen Spannungen äußerte laut Hessenschau auch das hessische Innenministerium Zweifel an der waffenrechtlichen Zuverlässigkeit Mügers. Als angehender Sportschütze könnte ihm eine Waffenbesitzkarte verweigert werden, nicht zuletzt wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der JA Hessen, die vom politisch nicht unabhängigen Verfassungsschutz als „rechtsextremistisch“ eingestuft wird. Müger behält jedoch einige seiner politischen Mandate, auch wenn seine Anhänger ein Parteiausschlussverfahren befürchten.
Junge Alternative in der Kritik: Teilnahme an Demonstration in Wien
Parallel zur Kontroverse um Müger gerät auch die Junge Alternative Hessen selbst in die Kritik. Nachdem ihr ein Stand auf einem Delegiertenparteitag der AfD Hessen verweigert wurde, distanzierte sich die Führung in einem internen Rundschreiben von einigen Mitgliedern. Der Grund für die Distanzierung ist, dass mehrere ihrer Mitglieder an einer Demonstration der Identitären Bewegung in Wien teilgenommen hatten. Das Problem dabei: Da die Identitäre Bewegung auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD steht, verstöße die Teilnahme an der Demonstration gegen die Grundsätze der Partei. In dem Schreiben kündigte der JA-Landesvorstand um den Vorsitzenden Jochen Roos Disziplinarmaßnahmen gegen die beteiligten Mitglieder an. Dies wiederum erregte die Gemüter der JA-Anhänger, von denen sich einige von der Distanzierung distanzierten.
Diese Entwicklungen haben das Verhältnis zwischen der AfD und ihrer Jugendorganisation erheblich belastet. Während sich die JA Hessen von extremistischen Gruppierungen distanziert, bleibt der Eindruck, dass die internen Konflikte noch nicht vollständig beigelegt sind. Parteiinterne Kritiker sehen in den Vorfällen eine Gefahr für die Stabilität der AfD in Hessen.
Martin Sellner: Scharfe Kritik an Distanzierung
In einer Stellungnahme, die FREILICH vorliegt, meldete sich auch Martin Sellner, führender Kopf der Identitären Bewegung in Österreich, zu Wort. Er bezeichnete die Distanzierung der JA Hessen von der Identitären Bewegung als „Schande“, die von Patrioten in Deutschland verurteilt werden müsse. Besonders schockierend ist für Sellner der Zeitpunkt dieser verbalen Attacke, während man in Österreich noch mit dem Schaden kämpft, den die Äußerungen einer ehemaligen JA-Aktivistin angerichtet haben. Die AfD und die JA Hessen würden, so Sellner, linke Lügen über die Identitäre Bewegung reproduzieren und damit die gemeinsame Arbeit untergraben.
Sellner forderte die AfD- und JA-Mitglieder auf, sich ihrerseits von der Distanzierung zu distanzieren und betonte, dass ein Mindestmaß an Anstand und Ehrlichkeit Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Partei und Vorfeldorganisationen sei.
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die AfD in Hessen vor einer schwierigen Aufgabe steht. Sie muss nicht nur innerparteiliche Konflikte klären, sondern auch das Verhältnis zu ihrer Jugendorganisation neu bewerten. Die Spannungen zwischen der JA und der AfD könnten langfristige Auswirkungen auf die politische Stabilität in Hessen haben.