Bayern: Kontroverse um LGBTQ-Einfluss in Kitas
Im vergangenen Jahr wurde in Bayern der Aktionsplan QUEER als Mittel zur Förderung von Toleranz und gegen Ausgrenzung und Hass gegenüber LSBTIQ-Menschen vorgestellt. Welchen Einfluss dieser Aktionsplan beispielsweise auf die sexualpädagogische Ausrichtung von Kindertagesstätten haben wird, ist noch unklar, wie eine Anfragebeantwortung nun zeigt.
München. – In einer parlamentarischen Anfrage hat der rechtspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag, René Dierkes, aufgedeckt, dass die bayerische Staatsregierung keine klare Position zur Ausrichtung der Kindertagesstätten in Sachen Sexualpädagogik hat. Die Antwort auf Dierkes' Anfrage zum Aktionsplan QUEER kam von der Bayerischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf (CSU), die betonte, dass der Aktionsplan ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen solle. Der Plan solle geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im pädagogischen Kontext berücksichtigen, anstatt sich ausschließlich an traditionellen Normen zu orientieren.
„Keine Pflicht zum Besuch einer Kita“
In der aktuellen Diskussion um Genderaspekte in der frühkindlichen Bildung und Erziehung habe sich die Bedeutung von Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung im pädagogischen Kontext gewandelt. Dabei gehe es nicht mehr nur um eine geschlechtergerechte Pädagogik im Sinne einer reflektierten Auseinandersetzung mit Geschlechterstereotypen, sondern auch um ein pädagogisches Handeln, das diese Aspekte im Alltag berücksichtigt.
Weiter betont die Ministerin, dass es keine Pflicht zum Besuch einer Kindertagesstätte gebe. Die bayerische Familienpolitik orientiere sich an den vielfältigen Bedürfnissen der Familien und lasse den Eltern die freie Wahl, wie sie die Betreuung ihrer Kinder organisieren wollen. Sie könnten entscheiden, ob sie eine außerfamiliäre Betreuung in Anspruch nehmen wollen oder nicht. Im Rahmen des Wunsch- und Wahlrechts hätten die Eltern zudem die Möglichkeit, sich frei für ein pädagogisches Konzept zu entscheiden.
QUEER-Aktionsplan soll sexuelle Minderheiten fördern
Dierkes kritisierte die Antwort der Ministerin scharf als „Schlag ins Gesicht der konservativ und traditionell denkenden Bevölkerung“. Er warf der Regierung vor, den Idealen einer „linksgerichteten Identitätspolitik“ zu folgen und eine konservative Familienpolitik zu vernachlässigen. Die Antwort der Ministerin betonte zudem die Wahlfreiheit der Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder, was Dierkes für viele Familien in Bayern als unrealistisch ansah.
2023 wurde der Bayerische Aktionsplan QUEER als Mittel zur Förderung von Toleranz und zur Bekämpfung von Ausgrenzung und Hass gegenüber LSBTIQ-Menschen vorgestellt. Dieser Plan, der Teil einer breiteren Agenda für Vielfalt und gegen Ausgrenzung ist, soll verschiedene Bereiche wie Sensibilisierung, Antidiskriminierung und die Stärkung von Beratungs- und Unterstützungsstrukturen umfassen. Der Beteiligungsprozess zum Aktionsplan soll eine breite inhaltliche Diskussion ermöglichen und alle Stellungnahmen berücksichtigen. Die konkreten Inhalte des Aktionsplans werden voraussichtlich im Jahr 2025 erarbeitet und sollen dann umgesetzt werden.