„Das Ibiza-Video schon gesehen?“ – Drei Fragen an Johann Gudenus

Das Ibiza-Video führte 2019 zum Bruch der türkis-blauen Regierung. Im exklusiven TAGESSTIMME-Kurzinterview erzählt einer der Beteiligten, Johann Gudenus, ob er sich das Video selbst angesehen hat und wer davon bereits im Vorfeld wusste. Außerdem kritisiert er die ÖVP mit scharfen Worten.
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„Das Ibiza-Video schon gesehen?“ – Drei Fragen an Johann Gudenus

Bis zum Auftauchen des Ibiza-Videos war Johann Gudenus Abgeordneter der FPÖ. Bild: © Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen

Das Ibiza-Video führte 2019 zum Bruch der türkis-blauen Regierung. Im exklusiven TAGESSTIMME-Kurzinterview erzählt einer der Beteiligten, Johann Gudenus, ob er sich das Video selbst angesehen hat und wer davon bereits im Vorfeld wusste. Außerdem kritisiert er die ÖVP mit scharfen Worten.

TAGESSTIMME: Auf exxpress.at von Richard Schmitt lief das originale Ibiza-Video. Haben Sie es sich angeschaut?

Gudenus: Nein, ich habe es mir noch immer nicht angeschaut, bis auf einige wenige Sequenzen. Ich wüsste nicht, was mir das geben sollte. Dass das Ganze eine höchst manipulative und putschartige Aktion von der „Süddeutschen Zeitung“ war, ist mir von Anfang an bewusst gewesen. Es war ein manipulativer Eingriff aus dem Ausland vor Wahlen (das, was z.B. Putin immer vorgeworfen wird). Die Macht der Bilder war damals leider kurzfristig erdrückend. Im Vergleich zu den jetzigen bekannt gewordenen Skandalen der türkis-grünen Bundesregierung ist Ibiza jedoch ein Kindergeburtstag.
Richard Schmitt hat sich übrigens selbst noch aus der ein oder anderen Aussage Straches herauszensuriert.

TAGESSTIMME: Zwei Jahre nach der Veröffentlichung: Müssen wir uns nicht fragen, wer das Video schon alles längst gekannt hat, bevor es Türkis-Blau gekippt hat?

Gudenus: Auf jeden Fall. Es sieht so aus, als hätten alle Parteien und einige Medienvertreter davon früher gewusst. Auch Strache erfuhr davon schon Mitte April und informierte mich eine Woche später. Leider hat er mich gebeten, niemanden davon zu erzählen und auch er selbst behielt es anscheinend für sich. Hätten wir uns innerparteilich mit unseren Medienprofis und Politstrategen beraten, hätten wir die Wirkung durch ein richtiges Verhalten und Wording schon im Vorhinein zumindest abschwächen können.

TAGESSTIMME: Wer den Ibiza-Ausschuss mitverfolgt, stellt fest: Es sind nicht die Freiheitlichen, die ein massives Problem mit den Enthüllungen haben, es sind vor allem die Türkisen. Ihre Meinung dazu?

Gudenus: Die Türkisen sind eine machtgeile und was-auch-immer-noch-sonst-geile Truppe von Burschen, die voneinander abhängig und somit gefügig sind. Die gehen durch dick und dünn, weil sie wahrscheinlich genug voneinander wissen. Zur Zeit wird diese Partie von Politikerdarstellern ziemlich durch die eigenen Skandale „durchgebeidelt“. Mal sehen, was da noch kommt und ob dann auch bald die nötigen Rücktritte folgen.


Zur Person:

Johann Gudenus (Jg. 1976) ist ehemaliger FPÖ-Politiker. Von 2015 bis 2015 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats. Die letzten fünf Jahre zudem FPÖ-Klubobmann der Gemeinderäte und Landtagsabgeordneten. Von 2015 bis 2017 war er zudem Vizebürgermeister und nicht amtsführender Stadtrat von Wien. Im Dezember 2017 wurde er geschäftsführender Klubobmann der FPÖ im Nationalrat. Nach Aufkommen der Ibiza-Affäre trat er im Mai 2019 von allen politischen Ämtern zurück und aus der FPÖ aus.

Politische Studie 5 – Das Ibiza-Protokoll

Das FREILICH Magazin dokumentiert in seiner aktuellen Politischen Studie das von den Behörden erfasste Protokoll des Ibiza-Videos und stellt es gratis als Download zur Verfügung. Wir wären an sich sehr für eine öffentliche Uraufführung des Videos. Stattdessen werden wöchentlich und monatlich Zipfelchen des Inhalts mit unterschiedlichsten Interessen publiziert. Sie stammen zur Zeit aus einer Abschrift der Behörde, die dem Akt Ibiza beiliegt. Und wieder passt wer auf, dass nichts Falsches an die Öffentlichkeit gelangt: von 186 Transkriptseiten sind 145 komplett geschwärzt, 20 teilweise und 21 nicht. Das Ibiza-Drehbuch sozusagen, das rückwärts gewandt entziffert werden muss: die Schauspieler, die Rollen, die Regisseure, alles muss auf den Tisch. Das Protokoll gibt es hier gratis zum Nachlesen im Download.

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