Deutsch-polnische Beziehungen: Wie Polen über Deutsche denken
Die deutsch-polnischen Beziehungen verschlechtern sich laut einer neuen Studie zunehmend. Beide Bevölkerungen nehmen das jeweils andere Land kritischer wahr, vor allem in den Bereichen Korruption und Umgang mit Ausländern.
Deutsche und Polen verbindet eine jahrhundertealte Beziehung, die immer wieder Höhen und Tiefen hatte. Doch wie denken unsere Nachbarn heute wirklich über uns? Aufschluss darüber gibt eine aktuelle Studie, die in diesem Jahr in Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit veröffentlicht wurde. Die Studie mit dem Titel „Hoffnung und Krise: Die öffentliche Meinung zu den gegenseitigen Beziehungen und den gemeinsamen Herausforderungen“ gibt einen Überblick darüber, wie die Beziehungen zwischen den beiden Ländern von der Bevölkerung wahrgenommen werden und welche Meinungen und Assoziationen die Befragten über das jeweils andere Land haben.
Polen über Deutsche
Die Mehrheit der Polen (65 Prozent) nehmen Deutschland weiterhin als ein sehr modernes Land wahr. „Ein ähnlicher Prozentsatz der Befragten ist der Auffassung, dass sich die deutsche Wirtschaft gut entwickelt, und jeder zweite Befragte zeigt sich davon überzeugt, dass sich Investitionen in Deutschland auszahlen (jeder fünfte Befragte hatte keine Meinung zu der letztgenannten Frage). Daher kann festgehalten werden, dass das Bild von Deutschland als modernes Land mit einer starken Wirtschaft immer noch das Denken der Menschen in Polen dominiert“, heißt es in der Studie.
Es gibt aber auch negative Entwicklungen. So sehen die Polen die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands in den letzten Jahren deutlich negativer als noch vor einigen Jahren. Während 2022 noch 74 Prozent der Befragten angaben, dass sich die deutsche Wirtschaft in ihren Augen gut entwickelt, waren es 2024 nur noch 63 Prozent. Auch bei der Wahrnehmung der Korruptionsbekämpfung schneiden die Deutschen unterdurchschnittlich ab. So sind nur 33 Prozent der befragten Polen der Meinung, dass Deutschland Korruption wirksam bekämpft, 2022 waren es immerhin noch 41 Prozent. Auch beim Umgang mit Ausländern zeigt sich ein eher negatives Bild. So stimmen ebenfalls nur 43 Prozent (2022: 51 Prozent) der Befragten der Aussage zu, dass Ausländer in Deutschland gut behandelt werden. „Analysiert man die Antworten der Polen im Zeitverlauf, so wird deutlich, dass sich das Deutschlandbild insgesamt verschlechtert hat – in allen untersuchten Fällen ist der Anteil der positiven Antworten um mehrere Prozentpunkte gesunken“, heißt es in der Studie.
Wer denkt was?
Die Studie stellt fest, dass zum einen insbesondere junge Polen Deutschland seltener positiv bewerten, aber auch Polen aus bildungsfernen Schichten im Vergleich zu den anderen Befragten häufiger eine negative Meinung über Deutschland haben oder zumindest die Option „schwer zu sagen“ wählen. Natürlich spielt auch die politische Einstellung der Befragten eine Rolle: „Wie auch in den Vorjahren erweisen sich die politischen Überzeugungen der Befragten als die wichtigste Variable, die die Meinung der Polinnen und Polen über Deutschland prägt. In jeder der oben beschriebenen Dimensionen gaben die Anhänger der Bürgerkoalition deutlich positivere Antworten zu Deutschland. Allerdings ist hierbei anzumerken, dass auch die gemittelten Meinungen der PiS-Anhänger jeweils über dem Wert von 3,00, also einer neutralen Bewertung, liegen. Folglich kann gesagt werden, dass der durchschnittliche PiS-Anhänger eine neutrale bzw. gemäßigt positive Meinung über Deutschland als Land hat.“
Deutsche über Polen
Auf der anderen Seite ist das Bild, das die Deutschen von Polen haben, noch pessimistischer. So ist die Zustimmung zur touristischen Attraktivität des Landes die einzige Aussage, der mehr als 50 Prozent, nämlich genau 56 Prozent der Befragten zustimmen. Bei allen anderen Kategorien liegt dieser Wert unter 50 Prozent. So stimmen beispielsweise nur 32 Prozent der befragten Deutschen zu, dass Ausländer in Polen gut behandelt werden und nur 24 Prozent, dass die Korruption in Polen erfolgreich bekämpft wird.
Interessant ist auch hier, wie sich die eigene Parteipräferenz in den Aussagen widerspiegelt: „Im Vergleich zu anderen Parteipräferenzen zeichnen sich FDP-Wähler durch die Meinung aus, dass die Korruption in Polen wirksam bekämpft wird, sich die Wirtschaft gut entwickelt, Ausländer gut behandelt werden (in dieser Hinsicht sind auch AfD-Wähler häufiger als andere der gleichen Auffassung, während Anhänger der Linken radikal andere Einschätzungen vertreten), Investitionen sich auszahlen und Polen ein modernes Land ist (auch in diesen beiden Fällen denken AfD-Wähler ähnlich).“
Negative Entwicklung
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die deutsch-polnischen Beziehungen eher negativ entwickeln. In beiden Ländern ist in den letzten Jahren ein deutlicher Abwärtstrend im gegenseitigen Ansehen zu beobachten. Ob es gelingt, sich wieder anzunähern oder zumindest eine weitere Verschlechterung zu verhindern, kann letztlich nur die Zukunft zeigen.