Drei Fragen an Herbert Kickl: „Das System Kurz ist noch in Amt und Würden“

Sebastian Kurz hat sich vergangene Woche vollständig aus der Politik zurückgezogen. Im TAGESSTIMME-Interview schildert FPÖ-Chef Herbert Kickl, wie die Zusammenarbeit in der türkis-blauen Regierungszeit war und ob er an eine Rückkehr des Ex-ÖVP-Chefs glaubt.
Interview von
7.12.2021
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Drei Fragen an Herbert Kickl: „Das System Kurz ist noch in Amt und Würden“

Am Rednerpult Klubobmann Herbert Kickl (F). Bild: © Parlamentsdirektion / Thomas Topf

Sebastian Kurz hat sich vergangene Woche vollständig aus der Politik zurückgezogen. Im TAGESSTIMME-Interview schildert FPÖ-Chef Herbert Kickl, wie die Zusammenarbeit in der türkis-blauen Regierungszeit war und ob er an eine Rückkehr des Ex-ÖVP-Chefs glaubt.

TAGESSTIMME: Wenn jemand geht, erinnert man sich zuerst einmal. Sie haben als Minister mit Bundeskanzler Sebastian Kurz zusammengearbeitet. Wie haben Sie ihn erlebt?

Herbert Kickl: Persönlich hatte ich kein Naheverhältnis zu ihm, dafür sind wir auch zu verschiedene Menschen. Er war sicher extrem zielorientiert, was die Umsetzung seiner eigenen Vorteile betraf, wollte aber gleichzeitig den Eindruck erwecken, dass es ihm ums Land gehe. Jetzt wissen wir, dass das nie der Fall war. Kurz ist ein Blender und Täuscher, das muss man leider in dieser Deutlichkeit sagen.

Das Projekt Türkis-Blau, das viele als sehr gut empfunden haben, war intern eigentlich auf zehn Jahre angelegt. Aus den Handy Protokollen von Thomas Schmid wissen wir, dass man im Kreis um Sebastian Kurz die FPÖ bald stolpern lassen wollte. Warum ist diese Regierungsbeteiligung so danebengegangen?

Wir haben viel weitergebracht in dieser Regierung. Aber die ÖVP ist von Anfang an nicht ehrlich mit uns umgegangen. Unser Fehler war, darauf zu vertrauen, dass es der ÖVP so wie uns darum geht, etwas positiv für Österreich zu bewegen, unser Land voranzubringen. Den Personen rund um Kurz ist es aber nur darum gegangen, sich selbst voranzubringen, und das mit allen Mitteln. Das hat mit dem Projekt Ballhausplatz begonnen, das völlig skrupellos und frei von Moral durchgezogen worden ist, um Sebastian Kurz an die ÖVP-Spitze und in Kanzleramt zu befördern, und hat sich dann fortgesetzt. Gerade bei der Sicherheits- und Zuwanderungspolitik hat man uns permanent Knüppel vor die Beine geworfen. Es wurden dann ja von meinen Nachfolgern ganz wesentliche Reformen unverzüglich zurückgenommen.

Die ÖVP ohne Kurz ist eine durchschnittliche Altpartei wie die abgesackte SPÖ. Kann die ÖVP sich das leisten? Oder werden wir eine Rückkehr von Kurz erleben=

Die ÖVP versucht jetzt, alle Erinnerungen an Kurz zu löschen. Aber das ist zu wenig. Denn das System Kurz befindet sich ja immer noch in Amt und Würden, und zwar von Bundeskanzler Nehammer abwärts. Damit muss endlich aufgeräumt werden. Dass Kurz selber in die Politik zurückkehrt, kann ich mir nicht vorstellen.

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