Egal ob Babler oder Doskozil: SPÖ in Umfragen weiter hinter FPÖ
Aktuelle Umfragen zeigen, dass der Wechsel an der Spitze der SPÖ zwar neue Aufbruchstimmung in der Wählerschaft der Genossen verbreiten mag – auf dem ersten Platz bliebe aber die FPÖ.
Wien. – Am kommenden Sonntag findet am außerordentlichen SPÖ-Parteitag eine Kampfabstimmung zwischen dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und dem Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler um die Nachfolge von Pamela Rendi-Wagner am Chefposten in der Sozialdemokratie statt. Mehrere Institute fragten daher die Breite ihrer Beliebtheit beim Volk ab.
Kein „Kurz-Effekt“ zu erwarten
Der Führungsstreit in der Sozialdemokratie brach los, nachdem Doskozil im Vorjahr eine Umfrage an die Öffentlichkeit spielte, in der seine Partei mit ihm als Spitzenkandidat deutlich besserer Werte erzielen könne als mit der Noch-Parteichefin. Dieser Effekt scheint weiterhin zu bestehen, schwächt sich allerdings mittlerweile ab, wie zwei aktuelle Umfragen bestätigen. Der „Kurz-Effekt“ – der Ex-ÖVP-Chef ließ seine Partei infolge seiner Übernahme vom dritten auf den ersten Platz springen – auf den er hoffte, scheint nämlich zu verpuffen.
Kam die Partei mit Rendi-Wagner zuletzt nur auf 21 Prozent der Wähler, würde sie mit Doskozil laut einer OGM-Umfrage für „ServusTV“ (n=1186) auf 24 Prozent kommen, mit Babler sogar auf 26 Prozent. Allerdings kämen beide damit nur auf den zweiten Platz. Jene Stimmen, deren Abfließen Richtung ÖVP und FPÖ Doskozil vermeiden könnte, würde er auf der anderen Richtung an die KPÖ verlieren. Und während Babler die „Konkurrenz von links“ in Schach hält, schneidet die FPÖ in diesem Fall noch besser ab.
„Pyrrhussieg“ für beide Kandidaten
Die Werte der Parteien mit Babler (FPÖ 28 Prozent, SPÖ 26 Prozent, ÖVP 23 Prozent, NEOS 9 Prozent, Grüne 8 Prozent, KPÖ 4 Prozent) scheinen zwar höher – mit Doskozil (FPÖ 26 Prozent, SPÖ 24 Prozent, ÖVP 20 Prozent, Grüne 10 Prozent, NEOS 10 Prozent, KPÖ 8 Prozent) ist allerdings die von beiden präferierte Ampel-Regierung weniger weit von einer Mehrheit entfernt, während mit Babler an der Spitze eine schwarz-blaue Mehrheit im Bund deutlich bestünde.
Zweite Umfrage bestätigt den Trend
Die Momentaufnahme wiederholte sich kurz darauf in einer IFDD-Umfrage für die „Krone“ (n=1208). Mit dem selbsterklärten „Marxisten“ Babler an der roten Spitze würde eine hypothetische Neuwahl demnach so enden: FPÖ 27 Prozent, SPÖ 26 Prozent, ÖVP 24 Prozent, Grüne 8 Prozent, NEOS 8 Prozent, KPÖ 4 Prozent.
Mit dem in seiner Partei als vermeintlicher „Rechtsausleger“ titulierte Doskozil wiederum wäre das rote Ergebnis knapp niedriger, dafür ebenfalls eine blau-schwarze Mehrheit wahrscheinlicher (FPÖ 26 Prozent, SPÖ 25 Prozent, ÖVP 22 Prozent, Grüne 10 Prozent, NEOS 9 Prozent, KPÖ 6 Prozent).
Gespaltene rote Parteibasis
Der Sockel in den Umfragen – die SPÖ verspielte seit Anfang September einen Vorsprung von acht Prozentpunkten gegenüber den Freiheitlichen – scheint durch die Ablöse von Rendi-Wagner zwar durchschritten. Doch die Hoffnung der Roten, eine Mehrheit jenseits FPÖ & ÖVP sicherzustellen, liegt in weiter Ferne – und auch die Spitzenposition in den Umfragen bliebe aktuell ein Wunschtraum.
Die Parteibasis ist zur Frage, wer die Partei zukünftig führen soll, außerordentlich gespalten. Bei der Mitgliederbefragung, bei der etwa 107.000 Stimmen abgegeben wurden, ergab sich ein Patt zwischen allen drei Kandidaten: Doskozil kam darin auf 33,68 Prozent, Babler auf 31,51 Prozent und Rendi-Wagner nur auf 31,35 Prozent. Damit wurden alle von zwei Dritteln der Basis nicht für den besten Kandidaten gehalten – keine gute Ausgangsposition für eine Einigung der Partei.
In der Folge pochte vor allem das Babler-Lager und die mächtige Wiener Landesgruppe auf eine Stichwahl unter den Mitgliedern, in der Hoffnung, dass sich viele der Rendi-Wagner-Unterstützer auf seine Seite schlagen würden. Doskozil wiederum wird von sieben der acht übrigen Landesgruppen getragen. Letzten Endes einigte man sich auf eine Kampfabstimmung unter den Delegierten. Dass bei den Roten nach dem Parteitag tatsächlich Ruhe einkehrt, bezweifeln die meisten Polit-Beobachter.