FPÖ und Team Kärnten im Aufwind
Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Kärnten zeigt sich in den Umfragen ein klarer Trend: Das Volk ist mit den Regierenden unzufrieden – was vor allem zwei Fraktionen zu Höhenflügen verhilft.
Klagenfurt. - Die Umfrage des Meinungsforschers Peter Hajek für die Kleine Zeitung unter 800 Kärntnern bestätigt bisherige Bundestrends. Während die Parteien der Bundesregierung auf der Stelle treten und die SPÖ daraus keinen Profit schlagen kann, können die Freiheitlichen mit einem Wahlerfolg rechnen. Auch das „Team Kärnten“ könnte einen Überraschungserfolg einfahren.
Knappe Verluste für Kaiser wahrscheinlich
Wenig Zweifel lässt die Umfrage daran, dass Peter Kaiser (SPÖ) sich wohl auf eine dritte Amtszeit als Landeshauptmann einstellen kann. Mit 43 Prozent führt er die Umfrage mit großem Abstand an – allerdings wären dies dennoch knapp fünf Prozent Verlust im Vergleich zum letzten Urnengang. Dass der Einbruch nicht noch stärker ist, könnte auch daran liegen, dass er sich immer wieder kritisch gegenüber der roten Bundesparteispitze äußert.
Allerdings sind seine Werte dennoch um fünf Prozent schlechter als noch vor einem Jahr. Und: In Tirol und Niederösterreich schnitt die SPÖ zuletzt schlechter ab, als dies anhand der Umfragesituation erwartbar war.
FPÖ legt im Jahresvergleich deutlich zu
Anders sind die Vorzeichen für die Freiheitlichen: Diese stünden aktuell bei 23 Prozent – ein Ergebnis, welches den starken Wert von 2018 einstellen würde. Zugleich stünde dies auch für eine Fortsetzung des Bundestrends, der die FPÖ im Aufwind sieht. Denn im Vergleich zur Umfrage im vergangenen März konnte man um acht Prozent zulegen. Das beste freiheitliche Ergebnis nach der Haider-Ära ist weiterhin in Reichweite. Erst vor einigen Wochen fuhr man in Niederösterreich das dort stärkste Ergebnis der Geschichte ein, gewann insgesamt fast zehn Prozent dazu.
Köfer im Höhenflug: Auch am Wahltag?
Doch die Kärnten-Wahl würde auch einen zweiten Wahlsieger kennen: Das „Team Kärnten“. Wurde die Partei des Spittaler Bürgermeisters und ehemaligen Straßenbau-Landesrats Gerhard Köfer noch vor fünf Jahren auf 5,7 Prozent halbiert, können die „Gelben“ diesmal von der allgemeinen Protest-Stimmung profitieren: Mit 13 Prozent käme man auf den dritten Platz und würde die ÖVP überholen.
Zugutekommen könnte Köfer dabei auch, dass er – ähnlich wie die FPÖ – gegen die Impfpflicht war. Als ehemaliger SPÖ-Abgeordneter im Bund könnte er somit durchaus auch Proteststimmen auf der linken Seite binden. Wie stark der Zuspruch am Wahltag tatsächlich ausfällt, ist unklar. Bei der Tirol-Wahl im Herbst schnitt die „Liste Fritz“ als womöglich vergleichbare „regionale Oppositionskraft“ letztendlich schlechter ab, als alle Umfragen für möglich gehalten hatten.
Nächste schwarz-grüne „Watschen“ droht
Die Volkspartei liegt laut der Umfrage bei nur elf Prozent und könnte somit ihr schlechtestes Kärnten-Ergebnis aller Zeiten einfahren (bislang 11,6 Prozent im Jahr 2004). Nicht viel besser sieht es für ihren Koalitionspartner im Bund aus: Die Grünen kämen laut der Umfrage auf nur vier Prozent und drohen den Einzug in den Landtag zum zweiten Mal in Folge zu verfehlen.
Die NEOS kämen aktuell ebenfalls auf vier Prozent und würden auch beim zweiten Antritt in Kärnten an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Die MFG-Abspaltung „Vision Österreich“ käme auf zwei Prozent, das BZÖ wurde in der Umfrage gar nicht ausgewiesen – für beide Parteien scheint der Einzig aktuell außer Reichweite, wenn in der nächsten Woche nicht noch ein Wunder passiert.
Keine Koalition gegen Kaiser möglich
Wie die Kräfteverhältnisse im Landtag aussehen, hängt ganz davon ab, ob Grüne und NEOS auf den letzten Metern noch den „Turnaround“ schaffen. Denn: Bleibt es bei einem Vier-Parteien-Landtag, würde sich auch an der Mandatsverteilung wenig ändern. Sowohl SPÖ als auch FPÖ würden weiter über 18 beziehungsweise neun Abgeordnete im Klagenfurter Landhaus verfügen.
Zwei Mandatare würden von der ÖVP zum „Team Kärnten“ wandern, die künftig somit über vier beziehungsweise fünf Sitze verfügen würden. Sieht es auch am Wahltag so aus, würde Kaiser weiterhin ein Sitz auf die Mehrheit fehlen und hätte bei der Koalitionsbildung freie Wahl, während ein Drei-Parteien-Bündnis gegen die Roten nicht möglich wäre.
Gute Werte für Angerer und Köfer
Spannend sind indes die Details der Umfrage, welche die Kleine Zeitung veröffentlichte. Denn sollte sich eine Ablöse von Kaiser ausgehen, können sich 34 Prozent der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer und 28 Prozent „TK“-Chef Köfer als Landeshauptmann vorstellen, während ÖVP-Landeschef Martin Gruber nur auf zwölf Prozent käme.
Eine Fortsetzung der SPÖ-ÖVP-Koalition scheint nur für etwas mehr als jeden vierten Kärntner (28 Prozent) attraktiv, auf den Plätzen käme eine „rot-gelbe“ Koalition (18 Prozent) und eine „blau-schwarz-gelbe“ Koalition (16 Prozent) gegen die Sozialdemokraten.