Freibrief an die Steirer – Steiermark, Du blaue Mark?

Die Steiermark wählt am Sonntag einen neuen Landtag. Der Kommunikationsexperte Heimo Lepuschitz sieht ein historisches Potenzial für Mario Kunasek und die FPÖ, warnt aber vor falscher Sicherheit.

Heimo Lepuschitz
Kommentar von
20.11.2024
/
2 Minuten Lesezeit
Freibrief an die Steirer – Steiermark, Du blaue Mark?

Die Steirer wählen am Sonntag einen neuen Landtag.

© IMAGO / imagebroker

56 Tage nach der Nationalratswahl wählt die grüne Mark, die Steiermark. In den letzten Jahren ein klassischer Swing-State zwischen Sozialdemokratie und der jahrzehntelang das Land dominierenden Österreichischen Volkspartei. 940.000 Steirerinnen und Steirer sind wahlberechtigt. Doch diesmal stehen die Sterne laut Umfragen anders als bisher. Eine Mischung aus Alltagsversagen der Regierungen auf Bundes- und Landesebene, einem schwachen Landeshauptmann und einem sozialdemokratischen Spitzenkandidaten mit der Aura eines Tontopfes und eigenen Fleißes eröffnet der freiheitlichen Partei ein historisches Zeitfenster, um erstmals bei Landtagswahlen in der Steiermark stärkste Kraft zu werden.

Neben dem erfahrenen, aber dennoch jugendlich vital auftretenden blauen Frontmann Mario Kunasek wirken seine Kontrahenten Drexler und Lang wie Relikte aus einer vergangenen politischen Zeit. Vom schwarz-roten Anti-Wahlkampf ganz zu schweigen. Der wäre bereits in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts angestaubter gewesen als ein Wohnzimmer in Tschernobyl heute, während die FPÖ einen handwerklich perfekten Wahlkampf hingelegt hat, gerade im Social-Media-Bereich.

Eine sichere Partie?

Also eine sichere Partie für Kunasek und seine Blauen, Erster zu werden und den Landeshauptmann zu stellen? Ein klares Nein. Erstens wird Hochmut in Parteien immer bestraft. Der blaue Frontmann warnt zu Recht davor, aus Bequemlichkeit und falscher Siegessicherheit zu Hause zu bleiben. Umfragen sind ja wie Parfüm. Man soll daran riechen, aber nicht davon trinken. Zweitens soll man die Mobilisierungskraft vor allem der Volkspartei nie unterschätzen. Drittens ist der Battleground Graz bei Wahlen eine unberechenbare Diva. Viertens kandidiert im Gegensatz zur Nationalratswahl eine starke KPÖ. Und fünftens sind sich ÖVP und SPÖ einig, einen freiheitlichen Landeshauptmann Kunasek mit allen Mitteln zu verhindern. Man nimmt sich hier ein Beispiel an den eigenen Bundesparteien, die den Wählerwillen eiskalt ignorieren und in Komplizenschaft mit dem grünen Bundespräsidenten eine Anti-Kickl-Koalition der Verlierer geschmiedet haben.

Ein Signal an die Hofburg

Ist Ihre Stimme für die FPÖ dann also sogar eine verlorene Stimme, liebe Steirer? Ganz im Gegenteil, könnte man sagen. Nur ein blauer Erdrutschsieg verschafft Kunasek die Gravität, die die steirischen Einheitsparteien im Hinblick auf die kommenden Landtagswahlen aus Selbsterhaltungstrieb und unter dem Druck der zu Recht um ihr Mandat zitternden Basisfunktionäre nicht mehr ignorieren können. Auch besteht die kleine, aber feine Hoffnung, dass ein historisches Wahldesaster von SPÖ und ÖVP in Wien für ein Ampelbeben sorgen könnte. Eine ÖVP auf Platz drei in der Steiermark wäre beispielsweise selbst für den Postenkleberprofi und Serienverlierer Karl Nehammer eine schwere Hypothek.

Also, liebe Steirer, entscheiden Sie klug. Weiter wie bisher angesichts der multiplen Krisen in Wirtschaft, Bildung, Gesundheit, Migration, Wohnbau, Sicherheit oder eine Wende in eine neue Richtung versuchen? Kritikern kann man nur entgegnen, dass Kunasek der erfahrenste der drei Landeshauptmann-Kandidaten ist und als Verteidigungsminister, parteiübergreifend unbestritten, eine tadellose Figur gemacht hat. Gleichzeitig könnte man angesichts der Entwicklung des Landes zynisch anmerken, dass es die Blauen nur besser machen können als die derzeit Regierenden in Bund und Land. Dass man damit zugleich seinen Protest gegen die derzeitigen Zustände nicht nur ins Grazer Landhaus, sondern auch bis in die Hofburg und das Bundeskanzleramt demokratisch schicken kann, dürfte doch eine gute Motivationshilfe sein. Denn nur ein Erdrutschsieg der Freiheitlichen mit ihrem seriösen, hemdsärmeligen Spitzenkandidaten Kunasek wird etwas bewegen. Macht die grüne Mark zur blauen Mark. Es liegt an Ihnen, geschätzte Steirerinnen und Steirer. Sie entscheiden, tun Sie es auch.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der Freilich-Redaktion.
Über den Autor
Heimo Lepuschitz

Heimo Lepuschitz

Heimo Lepuschitz ist politischer Kommunikationsspezialist und war Medienkoordinator der letzten ÖVP-FPÖ-Regierung. Er ist auf Strategieberatung, Public Affairs und Krisenkommunikation spezialisiert.

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