Gegen „Festung Europa“: Bischof Bätzing sieht Zuwanderung als Chance
In seiner Predigt zu Allerheiligen rief Bischof Bätzing zu einem differenzierten Umgang mit Migration auf und betonte die Chancen der Integration. In konservativen Kreisen sorgte das für Empörung.
Limburg. – In einer politisch geprägten Predigt zum Hochfest Allerheiligen hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, zu einem differenzierten Umgang mit Migration aufgerufen. „Die Fragen weltweiter Migration und ihrer Folgen für uns und unser Land sind nicht so einfach zu beantworten, wie manche Populisten vorgeben“, sagte Bätzing laut der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) im Limburger Dom und betonte die Chancen der Integration trotz bestehender Herausforderungen.
„Migration hat vor allem Chancen“
Bätzing knüpfte an eine Ausstellung in der Schweiz an, die die Arbeitswelt von Migranten in Verbindung mit Heiligenfiguren zeigt. „Jede der zwölf Tafeln zeigt eine Arbeitssituation, in die per Bildmontage eine Heiligenfigur eingefügt ist; und dazu ein biografischer Text“, erläuterte er. Durch diese Symbolik, so Bätzing, werde deutlich, dass Migranten in die Gesellschaft integriert sind und ihren Beitrag leisten.
Bätzing betonte, dass Integration eine Herausforderung für beide Seiten sei, die politisches Engagement erfordere. „Integration ist eine mühevolle Aufgabe für beide Seiten. Da braucht es weiter viel Einsatz und politisches Ringen. Zuwanderung und Integration haben natürlich ihre Grenzen – aber vor allem haben sie Chancen“, so der Limburger Bischof.
Kritik an der AfD
Die DBK-Vorsitzende ging auch auf politische Äußerungen ein und kritisierte die Interpretation von Nächstenliebe durch den AfD-Politiker Hans-Christoph Berndt. Dieser erklärte: „Da ich katholisch bin, bedeutet Nächstenliebe für mich, sich um die Angehörigen des eigenen Volkes zu kümmern.“ Bätzing entgegnete darauf nun: „Nein, werter Herr Dr. Berndt, Nächstenliebe kennt keine Fremden.“
Für Bätzing steht Europa für „Neugierde, Offenheit, Begegnung und Integration von unterschiedlichen Kulturen“, eine Haltung, die Europa als besonderen Kontinent auszeichne. In diesem Zusammenhang unterstützte er die Kritik von Kardinal Marx an einem „Festung Europa“-Denken: „Denn solche Vorstellungen sind in keinster Weise aus der Geschichte begründbar, geschweige denn tragfähig für die Zukunft“.
Das globale Christentum als Vorbild
Am Ende seiner Predigt lenkte Bätzing den Blick auf die Weltoffenheit des Christentums, indem er auf die Herkunft bekannter Heiliger einging, die ihre Wurzeln in verschiedenen Teilen der Welt haben, aber in Europa verehrt werden. „Wenn wir heute der Heiligen der Kirche gedenken, dann sollten wir zugleich bedenken, dass die meisten von ihnen aus weiter Ferne über die Brücke des Glaubens zu uns gekommen sind und doch wie selbstverständlich zu uns gehören“, betonte Bätzing und nannte Heilige wie Maria aus Galiläa, Antonius von Lissabon oder Katharina von Alexandrien. „Die weltweite Kirche kennt keine Fremden“, so Bätzing abschließend.
„Thema der Predigt verfehlt“
Die Allerheiligenpredigt von Bischof Bätzing zum Thema Migration und Integration hat allerdings auch kontroverse Reaktionen ausgelöst. So warf etwa der Theologe David Berger dem Bischof auf seinem Blog vor, das Thema der Predigt verfehlt und diese als „Propaganda“ für die Migrationspolitik der Bundesregierung missbraucht zu haben. In diesem Zusammenhang verwies Berger auch auf Äußerungen internationaler kirchlicher Würdenträger wie Erzbischof Marfi aus Ungarn, der Migration als Waffe zur Islamisierung Europas bezeichnet. Laut Marfi geht es nicht um Integration, sondern um die langfristige Vorherrschaft des Islam in Europa, indem die Migrationsströme als größtes trojanisches Pferd eingesetzt werden.
Warnung vor Globalismus und Identitätsverlust
Eine weitere prominente kritische Stimme ist Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der auf die ideologischen Hintergründe des Globalismus und dessen Einfluss auf nationale Identitäten hinweist. In einem Interview sagte Müller: „Bei der Masseneinwanderung geht es nicht darum, Menschen zu helfen, sondern darum, die nationale Identität zu zerstören.“ Müller führt weiter aus, dass „Nationalismus“ von globalistischen Akteuren bewusst als Feindbild aufgebaut werde, um „die Nation“ zu schwächen.
Zudem warnte Müller davor, dass diese globalistischen Strömungen die Bevölkerung dezimieren wollten und dafür Abtreibung und Euthanasie als Mittel einsetzten, was er als Teil eines „Ausrottungsprogramms“ bezeichnete. Bereits 2019 hatte Müller die Sorge vor einer Islamisierung Europas geäußert und in der Massenmigration eine Bedrohung der europäischen Identität gesehen.