Kein deutsches Volk? AfD-Stadtverband vergleicht Deutsche mit Teesorten – Kritik von AfD-Führung

„Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt“, heißt es im ersten Artikel des Grundgesetzes und postuliert damit die Existenz eines deutschen Volkes neben dem Staatsvolk. Ein norddeutscher AfD-Kreisverband sieht das anders – und greift zu einem hanebüchenen Vergleich. Die niedersächsische AfD-Spitze sieht das kritisch.

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Kein deutsches Volk? AfD-Stadtverband vergleicht Deutsche mit Teesorten – Kritik von AfD-Führung

AfD Logo & Teebeutel

© Metropolico / Unsplashed / Lynda Sanchez

Deutschenfeindlichkeit ist ein Problem – Berichte über Deutsche als Minderheit in überfüllten Schulklassen häufen sich. Die Folge ist, dass immer mehr Bürger ein Gefühl der Überfremdung empfinden und dies vor allem in der Wahlkabine zum Ausdruck bringen. Die zehnjährige Erfolgsgeschichte der konservativ-patriotischen Partei beruht unzweifelhaft auf diesem Gefühl, sich als Deutscher im eigenen Land nicht mehr wohl zu fühlen. Aber nicht nur die Massenmigration, sondern auch das Verhalten der liberalen und linken Parteien boten oft genug Anlass, die Wut vieler zu steigern. Die Äußerungen des Bundeswirtschaftsministers Habeck (Grüne), es gäbe kein Volk und damit auch keinen Verrat, oder der SPD-Politikerin Özoğuz über die Nichtexistenz einer spezifisch deutschen Kultur können hier als Beispiele angeführt werden, um auf das zweifelhafte Verhältnis einiger Spitzenpolitiker zu Deutschland und dem deutschen Volk hinzuweisen. Die Existenz eines spezifischen Deutschen Volkes neben dem deutschen Staatsvolk ist also gar nicht so Konsens, wie man es annimmt.

Die AfD war hier seit ihrer Gründung ein Gegenpol zu solchen Aussagen und Gedanken. Man hat sich klar zum deutschen Volk neben dem Staatsvolk bekannt, sich positiv auf die deutsche Kultur, Tradition und Geschichte bezogen und alle deutschfeindlichen und dekonstruierenden Aussagen und Argumente zurückgewiesen. Postmoderne Scharfmacher, die behaupteten, es gäbe kein deutsches Volk abseits des Staatsvolks, konnten also nicht unbedingt mit der AfD harmonieren – und wurden dort auch nicht gern gesehen. Anfang 2023 entlockte der AfD-Bundestagsabgeordnete Baumann dem amtierenden Bundeskanzler Scholz (SPD) eine viel aussagende Antwort. Auf die Frage, ob es neben dem deutschen Staatsvolk nicht auch ein ethnisch-kulturelles Volk gebe, antwortete der Hamburger Sozialdemokrat ausweichend und wollte nur die Existenz des deutschen Staatsvolkes bejahen.

Deutsche nur verschiedene Teesorten?

Knapp ein Jahr später erhielt Scholz auf der sozialen Plattform X, ehemals Twitter, unerwartete Unterstützung – allerdings nicht aus den eigenen Reihen, sondern von einem offiziellen AfD-Profil, nämlich der AfD Hannover. In einer Diskussion um den möglichen AfD-Beitritt des Schwulenaktivisten und Islamkritikers Ali Utlu kam es zu verstörenden Antworten des genannten AfD-Profils. Dieser postulierte den Begriff „deutsch“ als Sammelbegriff und zog eine Analogie zu Teesorten: Von der Teepflanze gäbe es grünen, schwarzen und weißen Tee, aber auch andere Aufgussgetränke, die trotzdem als Tee bezeichnet würden. Außerdem sei Deutsch der Sammelbegriff für Bayern, Preußen und Sachsen, Dänen und Sorben, weshalb es kein „homogenes deutsches Volk“ gebe. Wer das anders sehe, solle „zur NPD gehen“. Argumente, die man doch eher von Grünen und Linken erwartet, aber nicht von der AfD.

Andere Nutzer sahen den Tweet kritisch. Der Autor Marvin T. Neumann empfahl dem Profilbetreiber, weniger linke Lektüre zu lesen und spielte damit auf die Ähnlichkeit der Argumentation der AfD Hannover mit linken Geistesgrößen der Postmoderne an. Dass er damit ins Schwarze traf, zeigen die „Gefällt mir“-Angaben. Während der Tweet mit den linksgrünen Inhalten der AfD Hannover nur von neun Personen mit „Gefällt mir“ markiert wurde, waren es bei Neumanns Tweet fast 400. Offensichtlich kommt diese Meinung bei AfD-nahen Personen nicht gut an. Eine AfD-nahe Influencerin mit dem Namen „Gottkaiserin Rotfuchs“ zeigte sich entgeistert: „Ich bin seit Jahren im Wahlkampf für die AfD aktiv, um mir jetzt von der AfD sagen zu lassen, dass ich zur NPD gehen soll“.

AfD-Führung kritisiert Äußerungen

Der niedersächsische AfD-Landessprecher und Bundestagsabgeordnete Frank Rinck äußerte sich gegenüber FREILICH kritisch zu den Äußerungen des genannten Profils. „Wir distanzieren uns daher in aller Deutlichkeit von den Behauptungen, die ihnen bei Twitter aufgefallen sind“, so der Landwirt. „Die auf Twitter nachzulesenden Äußerungen lassen sich damit nicht vereinbaren und werden zu Recht von vielen als falsch und herabwürdigend empfunden. Das deutsche Volk hat über den Begriff des Staatsvolkes hinaus auch eine geschichtlich gewachsene nationale Identität. Sie ist ethnisch-kultureller Natur“. Man verspricht Aufklärung und möglicherweise Konsequenzen.

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