Krall als Zankapfel: Fusion von Wir Bürger und Bündnis Deutschland wackelt
Die Fusion der Parteien Wir Bürger und Bündnis Deutschland ist wegen des Beitritts von Markus Krall vorerst ausgesetzt. Der Bundesvorstand von Wir Bürger will erst nach dem Parteitag im November weiter entscheiden.
Berlin. – Die geplante Fusion der liberal-konservativen Kleinparteien Wir Bürger (ehemals LKR) und Bündnis Deutschland steht auf der Kippe. Laut einer offiziellen Pressemitteilung von Wir Bürger in dieser Woche wurde die laufende Urabstimmung zur Fusion vorerst ausgesetzt. Grund dafür ist die Aufnahme des umstrittenen Wirtschaftswissenschaftlers Dr. Markus Krall in die Reihen von Bündnis Deutschland. Kralls Rolle als zentrale Figur der Partei sorge für Unstimmigkeiten, teilte die Partei mit.
Der Bundesvorstand von Wir Bürger beschloss nahezu einstimmig, den Fusionsprozess bis zum Parteitag von Bündnis Deutschland im November auszusetzen. Man könne die Entscheidung, Markus Krall eine so zentrale Leuchtturmfunktion zu geben, nicht mittragen. Die Partei erklärte, den Prozess bis auf Weiteres zu stoppen und erst nach dem Parteitag über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Reaktion von Bündnis Deutschland
Bündnis Deutschland reagierte mit Verwunderung auf die Entscheidung. Der stellvertretende Parteivorsitzende Carsten Schanz kritisierte scharf, dass die Aussetzung der Urabstimmung zuerst über die sozialen Medien bekannt wurde. Das sei „nicht professionell“, so Schanz. Zwar gebe es inzwischen eine offizielle Stellungnahme von Wir Bürger, doch das Kopfschütteln über die Entscheidung halte an.
Schanz betonte, dass die Entscheidung zur Fusion von den Bundesparteitagen beider Parteien getroffen worden sei und daher nicht durch einen Vorstandsbeschluss gestoppt werden könne. Dies wäre ein Eingriff in den Entscheidungsprozess und könnte Auswirkungen auf die laufenden Abstimmungen im Bündnis Deutschland haben.
Kralls umstrittene Rolle
Markus Krall, ein bekannter Ökonom und Publizist, gilt als polarisierende Figur. Seine kritische Haltung zur westlichen Politik und seine prorussischen Äußerungen stoßen in der Partei auf Widerstand. Insbesondere seine Äußerungen zur AfD in Thüringen haben zu erheblichen Spannungen geführt. Krall hatte Bündnis Deutschland als möglichen Koalitionspartner der AfD bezeichnet, was insbesondere in den westlichen Landesverbänden auf Ablehnung stieß (FREILICH berichtete).
Der Hamburger Landesvorstand von Bündnis Deutschland hat sich aus Protest gegen Kralls Äußerungen bereits von der Partei getrennt. Auch andere prominente Unterstützer wie der Spitzenkandidat für die Hamburger Bürgerschaftswahl, Steffan Nethe, haben ihre Mitgliedschaft beendet. Nethe kritisierte die „unerträgliche“ Entwicklung der Partei und kündigte an, sich einem anderen Projekt anzuschließen.
Blick in die Zukunft
Die Partei „Bündnis Deutschland“ steht vor einer ungewissen Zukunft. Während einige Parteimitglieder Krall als klugen Kopf mit guten Ideen verteidigen, sehen andere in seiner Aufnahme eine Gefahr für die Partei. Der stellvertretende Parteivorsitzende Schanz betonte jedoch, dass der Bundesvorstand hinter Krall stehe und die Urabstimmung wie geplant durchgeführt werde. Sollte die Fusion scheitern, müsse Wir Bürger die Folgen der Negativkampagne tragen.
Das Ergebnis der Urabstimmung wird für Ende September erwartet, doch die internen Spannungen deuten schon jetzt auf eine schwierige Zukunft der Parteien hin. Bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen erhielt das Bündnis Deutschland jeweils weniger als ein Prozent.