Linker Professor: Rückkehr zum Verbrennungsmotor verantwortlich für AfD-Erfolg
Die AfD hat bei den Wahlen in Ostdeutschland große Erfolge erzielt. Der Soziologe Klaus Dörre sieht einen Grund dafür auch in der politischen Entscheidung zum Verbrennungsmotor zurückzukehren.
Halle. – Der Wahlerfolg der AfD in Ostdeutschland hat nach Ansicht des Soziologen Klaus Dörre tiefgreifende sozioökonomische Ursachen. Dörre, Professor an der Universität Jena, sagte in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung, bei Löhnen, Arbeitsbedingungen und Sozialstandards sei der Osten zur Peripherie der Bundesrepublik geworden. Trotz eines Aufholprozesses nach der Wende sei dieser inzwischen ins Stocken geraten.
Besonders deutlich werde dies in Schlüsselindustrien wie der Automobil- und Braunkohleindustrie, die durch politische Entscheidungen wie die Rückkehr zum Verbrennungsmotor und die Streichung der Kaufprämie für Elektroautos stark verunsichert seien. Diese Entwicklungen führten zu Ängsten vor Arbeitsplatzverlust und sozialem Abstieg, was wiederum die Unterstützung der AfD unter Arbeitern im Osten verstärke.
Geringe Parteibindung
Dörre betonte, dass die Parteibindung im Osten gering sei, was die politische Landschaft dynamischer und anfälliger für neue Bewegungen mache. Diese Entwicklung habe sich bereits bei früheren Erfolgen von Bewegungen wie dem Bündnis von Sahra Wagenknecht gezeigt. Die Unterschiede im Parteiensystem zwischen Ost und West könnten sich daher langfristig weiter vertiefen.
Ein zentraler Faktor für die Unterstützung der AfD sei das Gefühl vieler Ostdeutscher, von der Politik nicht wahrgenommen und in der wirtschaftlichen Entwicklung benachteiligt zu werden. Verstärkt werde dieses Gefühl durch die Wahrnehmung, dass andere Gruppen, wie zum Beispiel Migranten, bevorzugt behandelt würden. Diese Dynamik führe dazu, dass sich viele Menschen in ihrer Forderung nach Gleichbehandlung nicht gehört fühlten und sich daher der AfD zuwendeten.
Dörre plädierte für eine Stärkung der demokratischen Teilhabe und Mitbestimmung, insbesondere in den Betrieben und Unternehmen. Hier gebe es im Osten noch erheblichen Nachholbedarf, vorwiegend bei der Einbeziehung von Arbeitnehmervertretern und der Gestaltung fairer Arbeitsbedingungen.