Messerattacke in Solingen: Extremismus-Forscher warnt vor Instrumentalisierung
Der Extremismusforscher Zick warnt vor der Instrumentalisierung der jüngsten Messerattacke in Solingen, die drei Todesopfer forderte. Er kritisiert populistische Lösungen und betont die Notwendigkeit einer gründlichen Analyse möglicher Gefährder.
Solingen. – Der Extremismusforscher Andreas Zick hat davor gewarnt, die jüngste Messerattacke in Solingen zu instrumentalisieren. Die Attacke mit drei Toten, die bundesweit für Entsetzen gesorgt hatte, habe die Debatte über politische Konsequenzen vor allem im Migrationsbereich neu entfacht. In einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) betonte Zick, es komme jetzt darauf an, mögliche Gefährder genau zu analysieren und den Terror gründlich zu untersuchen. Statt auf umsetzbare Modelle zu setzen, würden in der politischen Debatte oft unrealistische Lösungen präsentiert, die nur populistische Strömungen stärkten.
Gerade im Vorfeld der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen, bei denen die AfD mit dem Thema Migration zu punkten versuche, sei zu beobachten, dass die CDU versuche, mit verschärften Abschiebemodellen Wähler zu gewinnen. Zick kritisierte dies als problematisch und irritierend, zumal CDU-Chef Friedrich Merz sogar die Frage der Einbürgerung aufgeworfen habe, obwohl der mutmaßliche Attentäter von Solingen nicht eingebürgert worden sei. Zick warnte davor, Fakten zu vermischen, da dies denjenigen in die Hände spiele, die noch drastischere Maßnahmen forderten.
Migrationspolitik wird Agenda beherrschen
Der Wissenschaftler prognostiziert, dass das Thema Migration sowohl bei den anstehenden Landtagswahlen als auch bei der Bundestagswahl im kommenden Jahr das beherrschende politische Thema sein wird. Während bis kurz vor der Europawahl andere Themen die Bürger bewegten, eigne sich das Migrationsthema im Wahlkampf besonders gut für politische Signalbotschaften. Migration werde häufig mit Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten assoziiert und nicht als Chance oder realistische Herausforderung wahrgenommen.
Zick äußerte auch die Befürchtung, dass nach dem Anschlag in Solingen fremdenfeindliche Gewalt zunehmen könnte. Die Erfahrung habe gezeigt, dass islamistische Terroranschläge häufig zu einer Zunahme von Muslimfeindlichkeit sowie zu Verdächtigungen und Herabwürdigungen Unschuldiger führten. „Das wissen gerade die Solinger, denn sie haben schon mehrere rechtsextreme, rassistische und nun scheinbar auch islamistische Angriffe erlebt.“ Deshalb sei es jetzt besonders wichtig, Ruhe zu bewahren und eine angemessene Trauerkultur zu pflegen.