Nancy Faeser könnte eigene Wählerschaft vergrault haben
Als Spitzenkandidatin soll Innenministerin Nancy Faeser Hessen wieder zum SPD-Land machen. Doch ihr Wahlkampf ist beschädigt, bevor er überhaupt losgeht.
Berlin. - Laut offiziellen Zahlen arbeiten rund 350.000 Personen im hessischen Staatsdienst. Als Bundesinnenministerin könnte Nancy Faeser (SPD) traditionell auf die Unterstützung dieser nicht unerheblichen Wählerschicht zählen. Mit ihren Vorstößen zum „Hinweisgeberschutzgesetz“ und der Beweislastumkehr könnte sie jedoch die Beamtenschaft gegen sich aufgebracht haben. Arbeitnehmerumfragen ergaben, dass für diese besonders die berufliche Sicherheit und nicht die monetäre Entlohnung an erster Stelle steht. Diese Sicherheit wurde durch die Pläne der Innenministerin nachhaltig gestört und könnte die Anstrengungen, die Beamtenschaft von den Grünen „zurückzuerobern“, stark behindern.
Rollenspiel im Wahlkampf
Auch die Verstrickungen in linksextreme Umtriebe, die in Hessen auch vom Verfassungsschutz beobachtet werden, könnten der SPD-Politikerin die Ministerpräsidentschaft kosten. Faeser könnte dennoch in ganz Hessen punkten, wenn sie die Rolle der „Kümmerin“ an den Wähler bringen kann. Diese PR-Strategie könnte ihren Ruf als politische Hardlinerin abschwächen und ihr den Weg in die politische Mitte ebnen. Hessen ist ihre politische Heimat, hier war sie von 2014 bis 2019 Generalsekretärin und seit 2019 Vorsitzende der SPD. Ob die Bundesinnenministerin jedoch genügend Wähler der CDU und der Grünen abgraben kann, um Hessen erneut rot zu färben, muss sie 2023 im Wahlkampf zeigen.