„Reconquista Internet“: AfD-Anfrage im Bundestag zu Böhmermann-Initiative
In den vergangenen Wochen sorgte die Initiative Reconquista Internet des ZDF-Satirikers Jan Böhmermann für Schlagzeilen. Nach einer kleinen Anfrage der Alternative für Deutschland (AfD) muss sich der Bundestag mit dem Thema befassen.
Wie der Focus berichtet, stellte die AfD-Fraktion die kleine Anfrage bereits am 18. Mai. Insbesondere möchte die Partei von der Bundesregierung erfahren, ob deren Vertreter im ZDF-Fernsehrat irgendwie tätig geworden seien „um dieser Aktion Einhalt zu gebieten“. Auch die Personalie Böhmermann als Vertreter eines öffentlich-rechtlichen Senders stellt die Alternative infrage. Böhmermann stellte seine Idee vor etwa vier Wochen in einem offiziellen ZDF-Format vor.
Selbstverständnis als „Bürgerrechtsbewegung“
Die Reconquista-Internet-Mitglieder verstehen sich selbst als „Bürgerrechtsbewegung“ und agitieren durch gezielte Trollattacken in sozialen Medien. Abgeschaut haben sie sich dieses Vorgehen vom rechten Server „Reconquista Germanica“. Nach medialen Berichten über dessen Struktur und Aktionsformen kündigte der ZDF-Satiriker Jan Böhmermann in seiner Sendung Neo Magazin Royale eine Gegenbewegung an. Ziel sei dabei, sich gegen „Hass im Netz“ einzusetzen.
Koordiniert wird das Ganze – analog zu „Reconquista Germanica“ – zentral über einen Server in der besonders bei Videospielern beliebten App „Discord“. Für einigen Wirbel sorgten dabei insbesondere zwei Listen mit Twitter-Accounts, welche idealerweise geblockt, gemeldet oder aus dem Verkehr gezogen werden sollten. Ein Kommentator bezeichnete diesen Vorstoß sogar als „Nazi-Methoden“. Die Böhmermann-Bewegung soll mittlerweile über mehr als 40.000 Mitglieder verfügen.
Eisblöcke vor AfD-Zentrale
Mittlerweile handelt es sich dabei nicht mehr um eine reines Online-Phänomen. Vergangene Woche – und damit zeitlich nach der AfD-Anfrage – blockierten Aktivisten der Gruppe den Eingang der AfD-Parteizentrale in Berlin-Mitte mit Eisblöcken. Darin enthalten waren Abschriften des Grundgesetzes, an welchem nach Kernaussage der Aktion „kein Weg vorbei“ führe. Das mediale Echo ist vorwiegend positiv. Bento, das Jugendangebot des Spiegel Online, bewarb die Aktion sogar unter der Rubrik „Gerechtigkeit“.
Anleihen auch bei realem Aktionismus
Auch hier nimmt man bewusste Anleihen am Aktionismus von Protestbewegungen quer durch das gesellschaftliche und politische Spektrum. Im Juli 2016 stellten Aktivisten der Identitären Bewegung im Juli 2016 eine Ytong-Mauer vor der Parteizentrale der Wiener Grünen auf, die Heute schrieb damals sogar von einer „Attacke auf ein Parteibüro“. Erst vor wenigen Wochen verriegelten etwa Greenpeace-Aktivisten in Wien den Eingang zum dortigen Bundeskanzleramt, um gegen die Umsetzung des Handelsabkommens CETA zu protestieren – Die Tagesstimme berichtete.