Ricarda Lang kritisiert den Umgang mit ihrer Partei: „Grünen-Hass ist zum Volkssport geworden“
Berlin. – Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang führt das jüngste Wahldebakel ihrer Partei in Ostdeutschland unter anderem auf eine zunehmend feindselige Stimmung gegen die Grünen zurück. Im Podcast „MUT – Der Deutschland-Talk mit Tijen Onaran“ beklagte sie, dass es mittlerweile „schon ein bisschen so ein Volkssport geworden ist, Grüne zu hassen“. Die Kritik sei oft „schwachsinnig“, wie etwa die Behauptung, die Grünen wollten das Grillen verbieten.
Lang räumt ein, dass sich ihre Partei in der Vergangenheit nicht ausreichend gegen solche Vorwürfe gewehrt habe. Diesem Versäumnis wolle man in Zukunft anders begegnen. Statt mit dem „moralischen Zeigefinger“ zu reagieren, plädiert sie dafür, den Angriffen mit Humor zu begegnen. Als Vorbilder nennt Lang die US-Demokraten Kamala Harris und Tim Walz, die eine gelassenere Art der Kommunikation pflegen. Ihre Strategie bringt sie auf den Punkt: „Mal sagen, Bullshit ist Bullshit, lass Bullshit Bullshit sein.“
Enttäuschung über den Wahlkampf
Kritisch äußerte sich Lang auch über den Wahlkampf der Grünen, der ihrer Meinung nach zu sehr auf den Kampf „gegen Rechts“ fokussiert gewesen sei. Dieses Thema habe niemanden für Politik begeistert, so die Parteivorsitzende. Gleichzeitig habe man es versäumt, den Bürgern deutlich zu machen, welche Ziele die Grünen verfolgten. Diese mangelnde Konzentration auf die eigenen Stärken habe auch zu den schlechten Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen beigetragen.
Bereits kurz nach der Wahlniederlage im Osten hatte Lang den anderen Parteien, insbesondere der CDU, vorgeworfen, die Grünen gezielt als Hauptgegner dargestellt zu haben. Diese Strategie habe maßgeblich zur Wahlniederlage beigetragen. Auf die Migrationspolitik der Grünen angesprochen, bestritt Lang jedoch, dass diese abgewählt worden sei.
Kritik aus den eigenen Reihen
Durch die Wahlniederlage gerät Lang zunehmend unter Druck. Sowohl intern als auch extern sieht sich die Parteivorsitzende wachsender Kritik ausgesetzt. Scharfer Gegenwind kommt vor allem aus den ostdeutschen Landesverbänden. Sie werfen der Parteiführung vor, zu sehr in einer „Berliner Blase“ zu agieren und zu weit von den einfachen Menschen entfernt zu sein. Lang selbst steht damit stellvertretend für eine Führung, die zunehmend als abgehoben wahrgenommen wird.